DAW - Verfahren - Computereinsatz

   
>>
Grundlagen
>>
Angstmessung
>>
Gütekriterien
>>
Anwendung
>>
Computereinsatz

5. Computerunterstützte Ansätze


Gottschalk und Mitarbeiter arbeiten seit Jahrzehnten an einem Computerprogramm zur Umsetzung des Verfahrens (Gottschalk, 1997; 1995, 1994, 1985; Gottschalk & Bechtel 1982, 1989, 1993; Gottschalk, Hausmann & Brown, 1975. Die computerisierte Bestimmung von Gottschalk-Gleser-Werten an englischen Sprachproben mittels dieses Programms ist gut erprobt und vielfach eingesetzt, die Validitäts- und Reliabilitätswerte entsprechen denen bei der manuellen Analyse, und auch die Übereinstimmung zwischen manueller und maschineller Analyse (Validität) ist ausreichend hoch (Gottschalk 1997; Gottschalk, Stein & Shapiro 1997, Gottschalk & Bechtel, 1982, 1989, 1993). Das Programm als solches ist nicht käuflich zu erwerben. Es wird jedoch angeboten, eingesandte, nach bestimmten Regeln aufbereitete, englischsprachige Texte mittels Computer zu analysieren. Das Vorgehen bei einer computerisierten Analyse mit diesem Programm (vgl. Gottschalk & Bechtel 1993) ist, stark vereinfacht, etwa das folgende:

Die Auswertung wird, nach einer manuellen Vorbereitung des Texts, in mehreren Stufen durchgeführt. Wesentliches Element des Analyseprozesses ist das Verb eines Satzes. Von dem Verb in einem bestimmten Satz wird dessen Grundform gebildet und mit im System gespeicherten, für die verschiedenen Formen der Angst/Aggressivität usw. stehenden, Wörterbüchern (Beispieleinträge) verglichen. Wird das Verb in einem der Wörterbücher gefunden, d. h., es könnte mit einer Angstform in Beziehung stehen, erfolgt eine weitergehende Analyse dieses Satzes. Dabei wird versucht, das zum Verb gehörende Subjekt und Objekt zu ermitteln. Ausgehend von der Kombination Verb/Subjekt/Objekt wird nun durch das Programm in einem nächsten Schritt ermittelt, ob es sich bei der zu beurteilenden Äußerung wirklich um eine angstrelevante handelt und wie diese zu wichten ist. Die Ausgabe schließlich zeigt die für den Text gefundenen Angstwerte an und stellt sie Normwerten gegenüber. Bei Ergebnissen, die auffällig außerhalb des Normbereichs sind, wird noch ein entsprechender Satz ausgegeben.

Trotz der Bedeutung des Verfahrens und seiner umfassenden Reflexion gibt es bis heute keine funktionsfähige und hinsichtlich der Gütekriterien überzeugende deutsche Computerversion des Gottschalk-Gleser-Verfahrens. Einziger deutschsprachiger Vorläufer für das DAW ist das Angsthemendiktionär (ATD) von Helga Speidel (1979). Dieser Ansatz konnte hinsichtlich seiner Gütekriterien nicht überzeugen (Korrelationen zwischen manueller und automatischer Analyse liegen zwischn -.06 und .56, Grünzig & Mergenthaler 1986). Das ATD konzentrierte sich auf vier der sechs Angstskalen (Todesangst und diffuse Angst wurden vernächli&igt) und war in der Anwendung im wesentlichen auf Psychotherapie-Texte beschränkt. Dem damaligen Stand der Technik entsprechend, umfaßte dieses Wörterbuch 2343 Grundformen (Beispieleinträge). Zusammen mit einigen Ableitungen ergibt sich eine Gesamtzahl von 7025 Wörterbucheinträgen, wobei keine Mehrwortausdrücke berücksichtigt sind und auch nur exakt der Suchbegriff gezählt wird, nicht dessen grammatikalische Ableitungen. Die Forschungen zum ATD bzw. zu einer anderen Art der Umsetzung des Gottschalk-Gleser-Verfahrens in deutscher Sprache mittels PC wurden nicht fortgesetzt. Weitere Ausführungen zu diesem Ansatz findet man z. B. in Grünzig & Kächele (1978), Grünzig, Kächele & Thomä (1978) oder Grünzig (1980a, 1980b, 1980c, 1984).

Zu diesen beiden Vorläufern des DAW (Gottschalk, Speidel) wird auch auf den nachfolgenden Seiten, die das DAW beschreiben, noch eingegangen. Ausführliche Informationen gibt es natürlich auch in den Publikationen zum DAW.


Zurueck Anfang Weiter


© Hendrik Berth, TU Dresden