DAW - DAW - Aufbau

   
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2. Aufbau des DAW


Das DAW ist eigentlich nichts weiter als eine große Liste von Worten und kurzen Phrasen, die mit den sechs Angstformen in Beziehung stehen. Als Suchausdrücke kommen im DAW Einzelworte aller Wortklassen (Verben, Substantive, Adjektive usw.) und komplexe Phrasen oder kurze Sätze wie z. B. "eiskalt den Rücken hinunterlaufen" zum Einsatz

Im DAW sind die relevanten Suchausdrücke in ihren möglichen grammatikalischen Formen komplett aufgenommen, daher resultiert die größere Anzahl von Lemmata (momentan N=5876) im Vergleich zu den Programmen von Gottschalk und Speidel. Ein Stichwort im DAW erfaßt dabei stets noch mehrere mögliche Ableitungsformen oder Zusammensetzungen, so daß insgesamt (geschätzt) weit über 20.000 Begriffe erfaßt werden können. Ein Beispiel: Der Wörterbucheintrag 'angst' umfaßt z. B. alle Worte, in denen die 5 Buchstaben a, n, g, s und t hintereinander vorkommen, also z. B. "Todesangst" und "Angsthase". Dabei wurde darauf geachtet und programmiertechnisch realisiert, daß nicht Fehlkodierungen wie z. B. "Ausgangstür" oder "Umgangston" als angstrelevante Lemmata gezählt werden. In der folgendenTabelle sind illustratorisch Beispieleinträge aus dem DAW und die Anzahl der Suchausdrücke in den sechs Angstkategorien aufgeführt.

Kategorie

Anzahl Suchausdrücke

Substantive

Verben

Adjektive

Todesangst

594

Tod

sterben

gelyncht

Verletzungsangst

1079

Angriff

entjungfern

leidend

Trennungsangst

1425

Flucht

verlieren

untergetaucht

Schuldangst

910

Knast

mißachten

unkorrekt

Angst vor Scham/Schande

1013

Armut

anpöbeln

unzulänglich

Diffuse Angst

438

Fracksausen

erschrecken

gruselig

Wichtig im Sinne des Originalverfahrens ist die Trennung, wer die Angst verspόrte (Person selbst, andere Personen, unbelebte Objekte) oder ob sich um eine Verneinung von Angst oder um eine besonders starke Angst handelt, die geschildert wird. Daraus ergeben sich Gewichtungen, die dann die Rohwerte bilden. Im DAW wird dies erreicht durch fόnf weitere Suchkategorien, die in der nächsten Tabelle dargestellt sind.

Kategorie

Anzahl Suchausdrücke


Beispiele


Gewichtung

7 Angst bei der Person selbst

8

ich, meine

3

8 Angst bei anderen Personen

127

du, Bruder

2

9 Angst bei unbelebten Objekten

121

Auto, Umwelt

1

10 Verneinung von Angst

46

keine, niemals

1

11 besonders starke Angst

116

stark, intensiv

+ 1

Gesamt:

416

-

-

Die Angstanalyse nach Gottschalk-Gleser erfolgt nun ganz einfach so, daß in einem ersten Schritt der zu untersuchende Text (ANSI) vom Programm durchgegangen wird und Ausdrücke, die für Angst oder Gewichtung stehen, markiert werden. Dieser mit den Markierungen versehene Text wird dann, nach einer kurzen Aufbereitung, nochmals analysiert, wobei das Programm nach Kombinationen aus (im ersten Analyseschritt markierten) Angst und Gewichtungsausdrücken sucht, die etwa so aussehen:

 

Todesangst

Kodierung (Original)

 

Programmschreibweise

bei dem Sprecher (besonders stark)

1a4

Ÿ14ŸŸs'[1]Ÿ[7]Ÿ[19]'

bei dem Sprecher

1a3

Ÿ13ŸŸs'[1]Ÿ[7]'

anderen Lebewesen (besonders stark)

1b3

Ÿ13ŸŸs’[1]Ÿ[8]Ÿ[19]'

anderen Lebewesen

1b2

Ÿ12ŸŸs'[1]Ÿ[8]'

unbelebten Objekten (besonders stark, ohne Nennung Objekt)

1c2

Ÿ12ŸŸs’[1]Ÿ[19]’

unbelebten Objekten (besonders stark, mit Nennung Objekt)

1c2

Ÿ12ŸŸs’[1]Ÿ[9]Ÿ[19]’

unbelebten Objekten (ohne Nennung des Objekts)

1c1

Ÿ11ŸŸŸ‘Ÿ[1]Ÿ‘

unbelebten Objekten (mit Nennung des Objekts)

1c1

Ÿ11ŸŸs'[1]Ÿ[9]'

Verneinung (besonders stark)

1d2

Ÿ12ŸŸs’[1]Ÿ[10]Ÿ[19]’

Verneinung

1d1

Ÿ11ŸŸs'[1]Ÿ[10]'

 

Diese Kombinationen werden abschließend entsprechend der Verfahrensregeln summiert und das Programm gibt Gottschalk-Gleser-Rohwerte aus, die sich komfortabel mit einem Statistikprogramm zu Scores verrechnen lassen und dann zur Auswertung entsprechend den Fragestellungen zur Verfügung stehen. Ein vom DAW bearbeiter, mit Tags für die Angstformen versehener Text sieht etwa so aus (Beispiel, aus Schöfer, 1980 S. 112ff.). Der aufmerksame Leser wird in diesem Beispiel sicher die Vorzüge des DAW, aber auch die Schwächen erkennen können.


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© Hendrik Berth, TU Dresden