Millenniumsoffensive der DB R&T


Millenniums-Offensive: Erhöhte Transparenz bei DB Reise&Touristik/Gründung ICE-Gesellschaft

Frankfurt, 01.04.99. Die Fernverkehrstochter der Deutschen Bahn, die Reise&Touristik AG (R&T), hat heute ihr Verbesserungskonzept für das nächste Jahrtausend vorgestellt, welches sie als "Millenniumsoffensive" vermarkten möchte. Das Konzept besteht im Kern aus vier Bereichen: Erhöhte Transparenz, verstärktes bedarfsorientiertes Handeln, mehr Gerechtigkeit sowie Schaffung von Arbeitsplätzen. Im Einzelnen: 

1. Erhöhte Transparenz

R&T ist bemüht, den Kunden mit mehr Transparenz zu begegnen. Hierzu sind folgende Maßnahmen geplant: 

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Zuggattungen erfolgreich eingeführt worden. Nun haben jedoch neueste Marktforschungen ergeben, dass das Nebeneinander ähnlicher Zuggattungen die Kunden eher verwirrt als sie diesen nützen. R&T hat daher entschieden, künftig nur noch eine Zuggattung zu verwenden: Den Intercity (IC). Noch verbleibende Eurocitys (EC) werden entweder weiter angebotsoptimiert (z.B. im Verkehr mit Dänemark und der Schweiz) oder aber in IC umgewandelt. Auch im Hinblick auf das zusammenwachsende Europa macht eine Unterscheidung in nationale (IC) und internationale (EC) Zuggattungen wenig Sinn. - Die ICE werden in die neu zu schaffende Tochtergesellschaft LH DB R&T ICE AG ausgelagert, deren Aktien zu 51 % von der Deutschen Lufthansa gehalten werden. ICE können mit Flugtickets benutzt werden, andere Tickets des DB-Konzern finden keine Anwendung mehr. So gewinnen der Slogan "Flughöhe 0" sowie die Verknüpfung der Bahn mit den Flughäfen noch mehr an Bedeutung. In diesem Zusammenhang wird überlegt, die Mehrsystem-ICE 3-Züge zusätzlich mit Vorrichtungen zur Stromaufnahme aus Stromschienen auszustatten, um auch den Hamburger Flughafen erreichen zu können. 

Die umständlich aufzusuchenden Speisewagen werden durch einen komfortablen Am-Platz-Service während der generell 15 minütigen Bahnhofshalte ersetzt. Für diesen Service konnte R&T eine namhafte amerikanische Restaurant-Kette gewinnen. Der viertelstündige Aufenthalt kann auch genutzt werden, um die Kundenräume der DB RestRoom GmbH aufzusuchen; immer wieder Anlass zur Klage gebende Toiletten in den Zügen gehören somit der Vergangenheit an. 

R&T betont, dass es durch Optimierung der anderen vorhandenen Zuggattungen des Fernverkehrs nun endlich gelungen ist, eine alte Forderung des ADACs zu erfüllen und mehr Güterverkehrstrassen bereitzustellen. 

Transparenz wird auch dadurch erreicht, dass die R&T-Züge mit nur noch einer Fahrkarte benutzbar sind. Nahverkehrstickets können ebenso wenig anerkannt werden wie umgekehrt R&T-Tickets in niederwertigen Zügen des Nahverkehrs. 

R&T wird die Streckenkarten ferner insofern übersichtlicher gestalten können, als dass nur noch an wichtigen (gewinnbringenden) Bahnhöfen gehalten wird. Da R&T auch zur Verantwortung der Flächenbahn steht, werden Halte auf kleineren Bahnhöfen auch weiterhin möglich sein, vorausgesetzt, sie werden von den Ländern bestellt. 

2. Verstärktes bedarfsorientiertes Handeln

R&T verspricht sich großen Erfolg, im neuen Bahnjahrtausend nicht mehr nach starren, unflexiblen Fahrplänen, sondern nach Bedarf zu fahren (abhängig von den einsatzbereiten Triebfahrzeugen, Wagen, Lokführern, Strecken, Verfügungen des Eisenbahnbundesamtes etc.). 

3. Mehr Gerechtigkeit

R&T beabsichtigt ferner, die Tarife gerechter für alle zu gestalten. So nehmen Kinder genauso Sitzplätze ein wie Erwachsene, zahlen bisher aber nur den halben Preis. Diese Subventionierung zu Lasten der anderen Fahrgäste wird beseitigt. Ähnliches gilt für die BahnCard: Da es auch keine AutoCard gibt, mit der man 50 % Ermäßigung auf Benzin erhält, stellt sie eine Wettbewerbsverzerrung dar und wird daher auch zu Gunsten einfacherer Tarife abgeschafft. Verkehrsverbünde haben auf diesem Gebiet schon gute Erfahrungen sammeln können. 

4. Schaffung von Arbeitsplätzen

Einen Beitrag zur Steigerung der Beschäftigungszahlen in Deutschland sieht R&T im vierten Punkt der Millenniums-Offensive: Dadurch, dass die Triebfahrzeugführer (Lokführer) in Teilzeit tätig sein werden (50 % der bisherigen Arbeitszeit, Bezahlung als geringfügig Beschäftigte), können 25 % mehr Lokführer eingesetzt werden. Für die Verkehrsspitzen am Freitag und Sonntag sieht ein Modell vor, Studenten und Wehrpflichtige einzusetzen, die "ihren" Zug selbst zu ihrem Heimatort und zurück fahren. 

Desweiteren sollen die Arbeitsbedingungen des Zugpersonals spürbar verbessert werden. So ist vorgesehen, zu Weihnachten und Ostern den Verkehr vollständig einzustellen (Vermeidung von Familienabwesenheiten) sowie täglich um 12 Uhr eine einstündige Mittagspause einzulegen. 

Alles in Allem verspicht sich die Reise&Touristik AG durch die Millenniums-Offensive, die hier nur kurz umrissen werden konnte, eine noch weiter erhöhte Kundenzufriedenheit und letztendlich ein spürbar verbessertes Ergebnis der Geschäftstätigkeit (i. e. Ausweisung eines geringeren Verlustes). 

Um weiteres Optimierungspotential zu entdecken, schreibt der Konzern einen Wettbewerb aus. Hauptpreise sind ein Mercedes E, eine Flugreise zur Baustelle der Öresundverbindung sowie ein Besuch der Disposition einer großen Spedition. Vorschläge können bis zum 01.04.2000 auch in den Internet-Nachrichtengruppen de.etc.bahn.* eingereicht werden. 

Lars Haenisch in de.etc.bahn.eisenbahn


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Autor: Uli M@schek, letzte Änderung am 30.05.1999