Lageplan


Blick von Süden

Idee und Vorentwurf

Als konsequente Übersetzung der Stijl-Ideale in die Architektur baute Gerrit Rietveld 1924 dieses außergewöhnliche Einfamilienhaus für und in Zusammenarbeit mit Truus Schröder-Schräder, einer Innenarchitektin, die sich später auch der De Stijl-Gruppe anschloss( C.-P. Warncke, De Stijl, S.131).

Das Baugrundstück befindet sich in Utrecht. Es bildet den Endpunkt einer Reihe von traditionellen Backsteinhäusern in der Prins Hendriklaan und wurde wegen seiner Nähe zur Landschaft ausgewählt. Rietveld sprach vom letzten Haus in der Stadt und verwahrte sich ausdrücklich dagegen, hier ein Landhaus gebaut zu haben. Er sah das Haus als einen Prototyp für zukünftiges städtisches Wohnen mit Orientierung zur Stadt und zur Landschaft. Einerseits wird die geschlossene, städtische Kante zur Prins Hendriklaan fortgeführt, andererseits ist der Haupteingang nach Südosten zur Landschaft hin ausgerichtet, wo Rietveld eine Erweiterung der Laan van Minsweerd erwartete. Obwohl es keine über- und untergeordneten Fassaden gibt, ist eine deutliche Süd-Ost Orientierung des Gebäudes zu erkennen.

Das Gebiet wurde jedoch nicht nach den Vorstellungen der Entwerfer entwickelt. Die Laan van Minsweerd wurde nicht erweitert und der Bezug zur offenen Landschaft wurde durch eine 1924 erbaute Autobahn zerstört.

Truus Schröder- Schräder hatte schon vor der Planung klare Vorstellungen, welche Qualitäten ihr neues Haus besitzen sollte. Sie ließ Rietveld frei nach seinen Ideen und Vorstellungen entwerfen, brachte eigene Kriterien mit ein und löste mit ihm gemeinsam Probleme, die beim Entwurf entstanden. Flexibilität und Offenheit sowie die direkte Beziehung zur Landschaft waren beiden wichtig. Aus dieser Idee entstand z.B. das von Gerrit Rietveld und Truus Schröder- Schräder gemeinsam gestaltete Obergeschoss. Es zeichnet sich durch verschiebbare Wände und größtenteils einklappbare Möbel aus, so daß es zu einem großen Raum vereinigt werden kann. Es ist nicht im Einzelnen dokumentiert, was genau von Rietveld und was von Schröder-Schräder entworfen wurde und welche Details gemeinsam gestaltet wurden.

Der Entwurf fand im Wesentlichen am Modell statt. Rietveld probierte erst alles am Modell aus, bevor es in einer Zeichnung festgehalten wurde. Hierzu dienten beim Rietveld- Schröder Haus vor allem zwei Modelle. Zur Entwicklung der Volumina, von den inneren Funktionen des Hauses her, diente ein massives Holzmodell. Später wurden die Einzelheiten an einem viel differenzierterem Modell aus Pappe, Glas und Holzstäben entworfen. So konnten Flächenbeziehungen und Proportionen genau auf ihre Wirkung und ihr Zusammenspiel hin überprüft werden. In anderen Projekten, wie z.B. dem Sommerhaus in Petten oder der Wohnbebauung in Hoograven, bauten seine Entwürfe auf mathematischen Grundmodulen auf. Das Rietveld- Schroeder Haus wurde jedoch ohne Modul frei entworfen.


"Despite the rigid geometry, no geometric module fixed the sizes, proportions or interrelationship of architectural elements. All was freely designed by eye. In the manner of a painter composing pictorial elements on canvas, Rietveld orchestrated the architectural elements of the Schroeder House by 'feeling' their relationships - in three-dimensional space, however, not on a two-dimensional surface."
Brown, The Rietveld Schroeder House, Seite 39)




""


 
Martin Sommer, 4. Nov. 2002 < Übersicht ^ > Konstruktion und Gestaltung