künstlerische Einflüsse

Futurismus

Die im Futurismus thematisierte Dynamik des Maschinenzeitalters und die Verherrlichung von Zeit und Geschwindigkeit inspirierten Theo van Doesburg. Er pflegte Kontakte zu Futuristen und ließ sich von der Strategie der Futuristen beeinflussen, nach der Auflösung der Form im Impressionismus zu einer dynamisierenden Rasterung zu gelangen.



 
 
László Moholy-Nagy, EM3 (Telephonbild), 1922


Theo van Doesburg, Stijl-Komposition, 1925

Konstruktivismus

De Stijl ist ein Teil der internationalen Konstruktivismusbewegung, die sich zu Kongressen, wie dem von van Doesburg in Weimar veranstalteten, trafen. Gemeinsam ist den Künstlern die Forderung nach Rationalismus und Objektivität statt Individualität und Willkürlichkeit.



 
 
Kasimir Malewitsch, Das Schwarze Quadrat, 1929

Suprematismus

Russischen Künstlern sind die ersten konsequenten nichtgegenständlichen Abbildungen zu verdanken. Einen Höhepunkt dieser Entwicklung stellt der von Kasimir Malewitsch entwickelte Suprematismus als "Lehre vom Höchsten" dar.

Kasimir Malewitsch zeigt 1915 im in Petrograd umbenannten St. Petersburg suprematistische Werke, unter anderem auch sein "Schwarzes Quadrat auf weißem Grund". 1916 veröffentlichte er Thesen über die Notwendigkeit gegenstandsloser Kunst.


"Bis jetzt ist die Ursache der geometrischen Form oder der Figur in Gestalt des Quadrates noch nicht vollständig geklärt."
(Kasimir Malewitsch, 1921) Kasimir Malewitsch zum 100. Geburtstag, Ausstellungskatalog, Köln, Galerie Gmurzynska, 1978, Seite 158 in: Sprache der Geometrie, Seite 30

Einerseits wird durch die konsequente Abstraktion ein Schlußstrich unter der bisherigen Malerei gezogen, andererseits eröffnet sie neue Perspektiven nach der als widersprüchlich empfundenen Phase des 19. Jahrhunderts.

Ziel ist das Erlebnis des durch wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnenen neuen Raumgefühls. So kann der Kreis die Bedeutung von "Weltall" haben. Nach Malewitsch sei die reine Ökonomie ohne materielle Interessen die fünfte Dimension der Kunst und fände im schwarzen Quadrat den besten Ausdruck. [Sprache der Geometrie, Seite 28]


"Ökonomismus ruft meiner Ansicht nach geometrisches Denken hervor. Geometrismus des Denkens bewirkt eine Umgestaltung des Bewusstseins, so dass es die Substanz des Geometrismus wahrnimmt. Er bildet eine neue ökonomische Verbindungslinie, die zur geometrischen Form der Kraft hingeführt wird."
(Kasimir Malewitsch) Kasimir Malewitsch zum 100. Geburtstag, Ausstellungskatalog, Köln, Galerie Gmurzynska, 1978, Seite 165 in: Sprache der Geometrie, Seite 32

Theo van Doesburg hob am Suprematismus von Malewitsch die konsequente Abstraktion positiv hervor. Allerdings war der Suprematismus für ihn zu abstrakt und damit ausdrucklos.



 
 
El Lissitzky, Prounen-Raum in der Großen Berliner Kunstausstellung, 1923

El Lissitzky/ Proun

El Lissitzkys Proun-Malereien und Räume kamen De Stijl gedanklich schon recht nahe. Proun "pro unovis" nimmt eine Position zwischen Suprematismus und Konstruktivismus ein. Ziel der Projekte zur Verwirklichung des Neuen in der Kunst war die Umgestaltung des Lebensraums. Dabei sollte der (euklidsche) Raum durch Asymmetrie, Disharmonie und Arhythmie aufgebrochen werden und ein dynamisches, offenes Raumbewußtsein geschaffen werden [Sprache der Geometrie, Seite 26].


"Der Suprematismus führt die Malerei vom Zustand der antiken benannten gegenständlichen Zahl in den Zustand der modernen abstrakten Zahl, die rein vom Gegenständlichen ist, die eine Zahl ist, die Ihrer Natur nach einen selbständigen Platz neben den Gegenständen einnimmt."
(El Lissitzky, Proun, 1920/1921)El Lissitzky, Ausstellungskatalog, Köln, Galerie Gmurzynska, 1976, Seite 64 in: Sprache der Geometrie, Seite 26


"Die Quadratur des Kreises war für den antiken Menschen nur ein Grenzproblem der Forschung. Als tiefstes Geheimnis der Weltform erschien die Umwandlung einer von einer Kurve begrenzten Fläche in ein Rechteck, um die Fläche auf diese Weise messbar zu machen. Wir haben dieses Problem einfach und vollkommen anders gelöst: wir drücken es algebraisch aus... und beim Berechnen dachte niemand an das Zeichnen geometrischer Formen. Der antike Mathematiker weiss nur das, was er sieht und fühlt. Der moderne Mathematiker betrat, sobald er sich von den antiken Fesseln befreit hatte und selbständig geworden war, das Gebiet der Zahlenmengen, wo der dreidimensionale Raum zu einem Teil eines mehrdimensionalen Raumes wird."
(El Lissitzky, Proun, 1920/1921)El Lissitzky, Ausstellungskatalog, Köln, Galerie Gmurzynska, 1976, Seite 62 in: Sprache der Geometrie, Seite 26

Die Auflösung des Raums geschieht ebenfalls durch geometrische Grundkörper, bei Rauminstallationen auch durch Stäbe, Kugeln und Würfel. Während sich Lissitzky vor allem bei der Verwendung der Farben von De Stijl unterscheidet – er benutzt auch die unbunten Farben Scharz, Grau und Weiß, sowie das natürliche Material Holz, sind bei der Komposition viele Gemeinsamkeiten zu erkennen. Lissitzky verwendet schon früh die Diagonale zur Belebung des Raums und seine Werke weisen auch die für den Elementarismus charakteristische Schwerelosigkeit auf.



 
Martin Sommer, 6. Nov. 2002 < Übersicht ^ > architektonische Einflüsse