Zu 7.3.1. Arbeit mit Gedichten von Reiner Kunze

Beispiel für Arbeit mit literarischen Texten: Sprachübungen Germanistikstudenten - ARBEITSBLATT

Aufgabe 2: Was erfahren Sie in den folgenden beiden Texten über die Biographie von Reiner Kunze? Wie wird sein Werk gewertet?


KUNST BRAUCHT EIN GEGENÜBER

Überreichung der Urkunde

...Weit über die Fachkreise hinaus bekannt ist der Lyriker Reiner Kunze, junger Ehrenpromovent der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der TU Dresden. Am 16. August 1933 wird er als Sohn eines Bergarbeiters in Oelsnitz geboren. Kunze studiert bis 1955 Philosophie und Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. danach ist er wissenschaftlicher Assistent an der journalistischen Fakultät der Leipziger Universität. Er hält Vorlesungen über literarisch-publizistische Formen - Feuilleton, Glosse, Kurzgeschichte und andere. Kurz vor der geplanten Promotion verläßt Kunze, nach scheren politischen Angriffen, 1959 die Universität, um zunächst als Hilfsschlosser und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Akademie der Künste zu arbeiten. Seit 1962 ist er freiberuflicher Schriftsteller. Für Furore sorgt sein 1968 in der Reihe Poesiealbum erschienener Gedichtband.

Bis zu seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik 1977 liest er vor allem in kirchlichen Räumen und in den Häusern der Tschechoslowakischen und Ungarischen Kultur in Ostberlin. Nach dem Erscheinen des Prosabandes "Die wunderbaren Jahre" schließt man ihn aus dem DDR-Schriftstellerverband aus. Am 7. April 1977 stellt Reiner Kunze einen Antrag auf Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft. Bereits am 10. April wird der Antrag genehmigt, und am 13. April übersiedelt Kunze mit Frau und Tochter in die Bundesrepublik.

In seiner Laudatio anläßlich der Ehrenpromotion konstatiert der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Schmitz: "Es ist ein Wagnis, dem Dichter Reiner Kunze die Ehrendoktorwürde einer Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft anzutragen", denn literaturwissenschaftliche Lektüre und Forschung in staatlichen Institutionen scheinen sich nur schwer mit dem existenziellen Anspruch von Dichtung vereinen zu lassen.
Prof. Dr. Heinrich Oberreuter stellte in der zweiten Laudatio u.a. die Suggestivfrage, ob Kunze ein politischer Dichter sei. Oberreuter verneinte das, denn Kunze selbst habe einmal von sich gesagt, "ich stelle mich dem Politischen dort, wo es ins Menschliche hineinragt". Mit seinen Antworten zu diesem Thema habe der Dichter gleichzeitig die Methoden des menschenverachtenden Systems in der DDR entlarvt.
Prof. Dr. Frühwald ging in der dritten Laudatio vor allem auf das Sprachvertrauen Kunzes ein: "Kunst braucht, um zu entstehen, nicht immer ein gegen, auch ein Gegenüber kann inspirieren", sagte er....
(Georg Prause; aus dem Dresdner Uni-Journal, 1/94)


Quelle: DNN vom 16.12.1993, S. 7


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