Raum - Zeit - Denkmuster
Deniza und Daniela
Die Einstellung zur Zeit ist bei den Bulgaren polychron,
im Unterschied zu den Deutschen, wo sie monochron ist. Für einen Bulgaren
ist ganz in Ordnung, wenn er gleichzeitig verschiedene Sachen macht - z.B. in
einer und derselben Zeit arbeiten, fernsehen und sich mit Gästen
unterhalten. Die Raumvorstellung bei den Bulgaren und den Deutschen
ist auch unterschiedlich. Die Deutschen haben ihren bestimmten Platz für
jede bestimmte Arbeit und sie machen alles in einer bestimmten Reihe. An dem
Arbeitsplatz ist das private Leben eines Deutschen ein verbotener Raum für
die Kollegen. Am Arbeitsplatz in Bulgarien spricht man offen über das
private Leben mit dem Kollegen. Die Distanz bei mündlicher
Kommunikation bei den Bulgaren ist nicht so groß wie bei den Deutschen,
die sich distanziert halten. Das ist kulturell determiniert und kommt davon,
dass man in Bulgarien viel leichter neue Bekanntschaften entwickeln kann.
Die Deutschen und die Bulgaren haben auch unterschiedliche
Denkmuster. Bei den Deutschen ist es typisch in der Form "entweder -
oder" zu denken. Auf konkrete Fragen antworten die Deutschen kurz und knapp mit
"Ja oder Nein", während bei den Bulgaren Antworten wie "vielleicht",
"später", "ich weiß nicht genau" charakteristisch sind.
Tsvetanka Goncheva
Die Bulgaren haben eine polychrone Einstellung zur Zeit.
Sie können viele Sachen parallel durchführen. Als ich in Dresden
ankam, habe ich folgendes festgestellt: Die Deutschen planen alles. Wenn sie
etwas machen müssen, dann beginnen sie gleich. Das muss in kurzer Zeit
fertig sein. Sogar mit der entsprechenden Qualität. Sie sind immer
beschäftigt. Jede Handlung hat eine begrenzte Zeit. Bei uns ist es nicht
so. Wenn ein Bulgare eine Aufgabe bekommt, dann überlegt er zuerst einige
Tage. Wenn die Aufgabe obligatorisch ist, dann macht man sie kurz vor dem
Termin oder einige Tage später. Ein typisches Beispiel sind die
Sekretärinnen.Sie können parallel telefonieren, auf dem Computer
tippen und dazu eine Zigarette rauchen. Sie kommen fast immer später zur
Arbeit und wollen aber früher nach Hause gehen. Denn sie haben schon eine
Verabredung für den Abend. Noch ein Beispiel sind die Studenten. Das
ganze Semester machen sie nichts. Und wenn die Prüfungen kommen, dann
lernen sie regelmäßig und fleißig. Nur so können sie
bessere Zensuren bekommen. Bis jetzt habe ich so etwas in Dresden nicht
gesehen. Jeder erfüllt gewissenhaft seine Verpflichtungen. Das finde ich
ganz gut, aber so etwas zu machen, bin ich nicht gewöhnt.
Aneta
Die Bulgaren in Deutschland können immer den Unterschied zu
der Einstellung von Zeit merken. Dieser Unterschied liegt darin, dass die
Deutschen im Gegensatz zu den Buldaren monochron sind. In Deutschland wird
alles nach der Reihe nach gemacht. Z.B. Wenn eine deutsche Familie zum
Abendbrot isst, sieht sie nicht fern. Sehr selten haben die Deutschen einen
Fernseher in der Küche. Während in Bulgarien sieht man beim Essen
immer fern. Ein anderes Beispiel ist mit den deutschen Studenten. Sie
müssen auch viele Sachen (wie Hausaufgaben, Referate, Zusammenfassungen,
Bücher lesen) während des Semestes erledigen. Das hilft sehr,
später bei der Vorbereitung auf die Prüfungen. In Bulgarien sieht das
anders aus. Während des Semesters machen/lernen die Studenten sehr wenig.
Und kurz vor den Prüfungen müssen sie alles gleichzeitig machen:
Bücher lesen, Vorlesungsmaterialien versorgen, lernen usw.
Elena und Katerina
Hier ist unsere Antwort auf Aufgabe 8. Wir beiden haben schon
die deutsche Gesellschaft kennengelernt und daraus einige Schlussfolgerungen
gezogen. Die bulgarische und die deutsche Kultur sind ganz verschieden.
Diese Unterschiede bestehen in ihrem Verhältnis zur Zeit. Unserer Meinung
nach ist die deutsche Gesellschaft monochron, und die bulgarische polychron.
Die Deutschen machen Pläne für den ganzen Tag im voraus. Wenn jemand
sie besucht, ändert das ihren Tagesplan. In dieser Gesellschaft, wo die
Zeit so gut organisiert ist, ist eine solche Situation fast unmöglich.
Hristina
Zeit - Mit Sicherheit kann man sagen, dass die Bulgaren
eine polichrone Einstellung haben. In jeder Zeit können sie an
Verschiedenes denken und beschäftigen sie sich mit ganz voneinander
unabhängigen Handlungen; z.B. wenn man an der Arbeitsstelle ist , kann man
auch gleichzeitig seine Eltern anrufen oder ein Gespräch mit seinen
Kollegen über etwas, was mit seinem Beruf nichts zu tun hat, führen,
oder an etwas Privates denken usw. Bei den Schülern ist es auch so - sie
lernen und gleichzeitig hören sie Radio, sehen fern oder lesen sie sogar
Zeitschriften. Bei den Deutschen steht das alles ganz anders. Wenn sie etwas
machen, dann wollen sie keine Störungen. Wenn z. B. Frau Middeke im
Unterricht ist und jemand, der nicht zu unserer Gruppe gehört, mit Ihr
sprechen möchte, dann ist das für sie unakzeptabel. Raum -
Hier können wir keine Beispiele über andere Länder geben, aber
in Bulgarien ist alles sehr relativ. Das hängt von den Menschen, von ihrer
Stimmung in dieser Zeit, von der Situation und von den Partnern ab. In dem
Freundeskreis ist die Distanz sehr kurz - es herrschen enge und warme
Beziehungen zwischen den Menschen. Am Arbeitsplatz und in der Schule ist es
aber nicht so - dort behandeln die Arbeiter bzw die Schüler ihre "Chefs"
mit Respekt, d.h. die Distanz ist größer. Denkmustern -
Heute sind die Bulgaren mehr pragmatisch orientiert; das nährt sie zu dem
"saxonischen" intellektuellen Stil (nach Beyme). Sie wollen aus jeder Sache
Vorteile ziehen. Sie denken nicht nur in Dichotomien - mehr überlegen sie
zuerst gründlich alles und dann äußern sie ihre Meinung .
Wladimir
Ich kenne einige Ausländer und habe mich mit vielen
unterhalten, trotzdem aber habe ich fast keine Unterschiede zu den
Vorstellungen von Raum, Zeit oder zu den Denkmustern festgestellt. Ich denke
unsere Denkmuster sind ziemlich ähnlich. Ich weiß nicht ,vielleicht
sind die Vorstellungen verschieden, trotzdem habe ich das nicht festgestellt.
Also das war alles von mir.
Megi und Krassi
Während unserem Studiengang haben wir viele deutsche Lehrer
kennengelernt und so manche Schlussfolgerungen gezogen. Zwischen der deutschen
und bulgarischen Gesellschaft gibt es grundsätzliche Unterschiede. Die
bestehen vor allem in den Vorstellungen von Zeit, Raum und im Denkmuster.
Ein Beispiel dafür ist, dass die deutsche Gesellschaft eine
monochrone Gesellschaft ist und dagegen ist die bularische eine
polychrone Gesellschaft. Die Deutschen ordnen ihre Aufgaben nacheinander
und die Bulgaren können sich mit zwei oder sogar drei verschiedene Sachen
beschäftigen. Unterschiede zu den Vorstellungen von Raum gibt es
auch. Die Deutschen z.B. brauchen eine größere Privatsphäre,
ihr Distanzbedürfnis ist größer. Sie werden agressiv, wenn
jemand die Grenze ihres Territoriums überschreitet. Die Bulgaren halten
das für etwas ganz normales. Die Denkmuster - die Deutschen
denken in Dichotomien. Sie haben immer eine bestimmte Meinung - "ja" oder
"nein" und ändern ihre Position nicht, sie wissen alles mit Sicherheit.
Die Bulgaren haben die Neigung zum Zögern. Sie haben nicht immer eine
harte Position. Das ist unser Gesichtspunkt zum Thema!:)
Gergana
Meine Aufenthalt bei einer deutschen Familie hat mir die
Möglichkeit gegeben nicht nur die Familie, sondern die ganze deutsche
Kultur kennenzulernen. Meiner Meinung nach haben die Deutschen eine monochrone
Einstellung zur Zeit. Sie planen immer ihre Zeit und erledigen alle Sachen
nacheinander. Im Bezug auf den Denkmustern fällt es mir schwer zu
bestimmen, weil meiner Meinung nach jeder Mensch sein eigenes Denkmuster hat,
das typisch nur für ihn ist.
Eli
DIE EINSTELLUNG ZUR ZEIT: Wir in Bulgarien machen verschiedene
Sachen gleichzeitig. Ich z.B., und so machen auch viele Leute in unserem Land,
in einer und derselben Zeit schreibe meine Hausaufgaben, sehe meine
Lieblingsfilme im Fernsehen und spreche mit meiner Schwester. Sie erzählt
mir z.B. wie hat sie den Tag verbracht u.s.w. DIE RAUMSTELLUNG: Die
Deutschen haben mehr Platz für alle verschiedenen Sachen. Bei uns in
Bulgarien ist der Raum geringer. Mehrere Leute wohnen in kleinen Wohnungen und
haben nicht genug Platz. Im Büro z.B. sprechen die Deutschen nur über
die Arbeit, aber nicht über das private Leben. Bei uns in Bulgarien ist
alles sehr verschieden. Bevor die Leute morgens mit der Arbeit beginnen,
sprechen sie darüber, was sie gestern gemacht haben, was ihnen passiert.
Ich bin an der Meinung, dass die Deutschen und die Bulgaren verschiedene
DENKMUSTER haben. Die Deutschen können sich schnell und ohne grosse
Mühe entscheiden, was sie machen. Die mehreren Leute in Bulgarien aber
treffen nicht so schnell eine Entscheidung. Die Bulgaren haben die Eigenschaft,
heutige Arbeit für morgen zu lassen.
Georgi Taskov
Die Einstellung zur Zeit in Bulgarien ist polychron. Die
Menschen (auch ich) machen gleichzeitig Vieles. Dafuer muss man aber sehr
flexibel sein. Es ist auch sehr stressig. Als ich in Griechenland auf
Rhodos im Urlaub war ist mir aufgefallen, dass die Leute dort spät am
Abend ausgehen (so ungefähr um 22.30 Uhr) und aber auch später nach
Hause gehen. In Bulgarien gehen wir ungefähr um 20.00 - 21.00 Uhr aus und
kommen um 04.00 - 05.00. (Das ganze gilt für das Weekend und die Feiertage
/Bulgarien/, auf Rhodos, weil es ein Kurort ist, ist jeden Tag ein Feiertag).
Manche Leute in Bulgarien gehen nicht pünktlich zur Arbeit oder machen
längere Mittagpausen als angegeben ist. Die Raumvorstellung ist in die
verschiedenen Ländern verschieden. Z.B. in Bulgarien sind 400 km viel,
aber in Deutschland nicht so viel, weil das Land einfach größer ist.
Mein
Kommentar:
Ihre Texte zu lesen, war sehr interessant für mich, da ich
selbst noch nicht so viel Kontakt mit der bulgarischen Kultur
hatte. Mögliche Unterschiede haben meiner Ansicht nach besonders Megi
und Krassi beschrieben. Wobei auch hier wieder - ACHTUNG AUFPASSEN - die
Gefahr der Stereotypsierung besteht: "Die Deutschen denken in
Dichotomien ... Die Bulgaren haben die Neigung zum Zögern". Das trifft
sicher auf viele, aber nicht auf alle Landsleute der beiden Länder zu
... Welche Missverständnisse aus dem unterschiedlichen Raum- und
Distanzbedürfnis entstehen können, lässt sich sehr schön in
Anetas Antwort zu Aufgabe 10 (Situation 2)
nachlesen!
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Dresden! Zuletzt bearbeitet: 22.05.2002
Dr. Ulrich Zeuner
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