Aufgabe 8: Haben Sie schon einmal Unterschiede zu Ihren Vorstellungen von Zeit und Raum oder zu ihren Denkmustern bei Menschen aus einer anderen Kultur festgestellt?

Raum - Zeit - Denkmuster


Deniza und Daniela - Tsvetanka Goncheva - Aneta - Elena und Katerina - Hristina - Wladimir - Megi und Krassi - Gergana - Eli - Georgi Taskov - Mein Kommentar

Deniza und Daniela

Die Einstellung zur Zeit ist bei den Bulgaren polychron, im Unterschied zu den Deutschen, wo sie monochron ist. Für einen Bulgaren ist ganz in Ordnung, wenn er gleichzeitig verschiedene Sachen macht - z.B. in einer und derselben Zeit arbeiten, fernsehen und sich mit Gästen unterhalten.
Die Raumvorstellung bei den Bulgaren und den Deutschen ist auch unterschiedlich. Die Deutschen haben ihren bestimmten Platz für jede bestimmte Arbeit und sie machen alles in einer bestimmten Reihe. An dem Arbeitsplatz ist das private Leben eines Deutschen ein verbotener Raum für die Kollegen. Am Arbeitsplatz in Bulgarien spricht man offen über das private Leben mit dem Kollegen.
Die Distanz bei mündlicher Kommunikation bei den Bulgaren ist nicht so groß wie bei den Deutschen, die sich distanziert halten. Das ist kulturell determiniert und kommt davon, dass man in Bulgarien viel leichter neue Bekanntschaften entwickeln kann.
Die Deutschen und die Bulgaren haben auch unterschiedliche Denkmuster. Bei den Deutschen ist es typisch in der Form "entweder - oder" zu denken. Auf konkrete Fragen antworten die Deutschen kurz und knapp mit "Ja oder Nein", während bei den Bulgaren Antworten wie "vielleicht", "später", "ich weiß nicht genau" charakteristisch sind.


**zurück nach oben**

Tsvetanka Goncheva

Die Bulgaren haben eine polychrone Einstellung zur Zeit. Sie können viele Sachen parallel durchführen. Als ich in Dresden ankam, habe ich folgendes festgestellt: Die Deutschen planen alles. Wenn sie etwas machen müssen, dann beginnen sie gleich. Das muss in kurzer Zeit fertig sein. Sogar mit der entsprechenden Qualität. Sie sind immer beschäftigt. Jede Handlung hat eine begrenzte Zeit. Bei uns ist es nicht so. Wenn ein Bulgare eine Aufgabe bekommt, dann überlegt er zuerst einige Tage. Wenn die Aufgabe obligatorisch ist, dann macht man sie kurz vor dem Termin oder einige Tage später. Ein typisches Beispiel sind die Sekretärinnen.Sie können parallel telefonieren, auf dem Computer tippen und dazu eine Zigarette rauchen. Sie kommen fast immer später zur Arbeit und wollen aber früher nach Hause gehen. Denn sie haben schon eine Verabredung für den Abend.
Noch ein Beispiel sind die Studenten. Das ganze Semester machen sie nichts. Und wenn die Prüfungen kommen, dann lernen sie regelmäßig und fleißig. Nur so können sie bessere Zensuren bekommen.
Bis jetzt habe ich so etwas in Dresden nicht gesehen. Jeder erfüllt gewissenhaft seine Verpflichtungen. Das finde ich ganz gut, aber so etwas zu machen, bin ich nicht gewöhnt.


**zurück nach oben**

Aneta

Die Bulgaren in Deutschland können immer den Unterschied zu der Einstellung von Zeit merken. Dieser Unterschied liegt darin, dass die Deutschen im Gegensatz zu den Buldaren monochron sind. In Deutschland wird alles nach der Reihe nach gemacht.
Z.B. Wenn eine deutsche Familie zum Abendbrot isst, sieht sie nicht fern. Sehr selten haben die Deutschen einen Fernseher in der Küche. Während in Bulgarien sieht man beim Essen immer fern.
Ein anderes Beispiel ist mit den deutschen Studenten. Sie müssen auch viele Sachen (wie Hausaufgaben, Referate, Zusammenfassungen, Bücher lesen) während des Semestes erledigen. Das hilft sehr, später bei der Vorbereitung auf die Prüfungen. In Bulgarien sieht das anders aus. Während des Semesters machen/lernen die Studenten sehr wenig. Und kurz vor den Prüfungen müssen sie alles gleichzeitig machen: Bücher lesen, Vorlesungsmaterialien versorgen, lernen usw.


**zurück nach oben**

Elena und Katerina

Hier ist unsere Antwort auf Aufgabe 8. Wir beiden haben schon die deutsche Gesellschaft kennengelernt und daraus einige Schlussfolgerungen gezogen.
Die bulgarische und die deutsche Kultur sind ganz verschieden. Diese Unterschiede bestehen in ihrem Verhältnis zur Zeit. Unserer Meinung nach ist die deutsche Gesellschaft monochron, und die bulgarische polychron. Die Deutschen machen Pläne für den ganzen Tag im voraus. Wenn jemand sie besucht, ändert das ihren Tagesplan. In dieser Gesellschaft, wo die Zeit so gut organisiert ist, ist eine solche Situation fast unmöglich.


**zurück nach oben**

Hristina

Zeit - Mit Sicherheit kann man sagen, dass die Bulgaren eine polichrone Einstellung haben. In jeder Zeit können sie an Verschiedenes denken und beschäftigen sie sich mit ganz voneinander unabhängigen Handlungen; z.B. wenn man an der Arbeitsstelle ist , kann man auch gleichzeitig seine Eltern anrufen oder ein Gespräch mit seinen Kollegen über etwas, was mit seinem Beruf nichts zu tun hat, führen, oder an etwas Privates denken usw. Bei den Schülern ist es auch so - sie lernen und gleichzeitig hören sie Radio, sehen fern oder lesen sie sogar Zeitschriften. Bei den Deutschen steht das alles ganz anders. Wenn sie etwas machen, dann wollen sie keine Störungen. Wenn z. B. Frau Middeke im Unterricht ist und jemand, der nicht zu unserer Gruppe gehört, mit Ihr sprechen möchte, dann ist das für sie unakzeptabel.
Raum - Hier können wir keine Beispiele über andere Länder geben, aber in Bulgarien ist alles sehr relativ. Das hängt von den Menschen, von ihrer Stimmung in dieser Zeit, von der Situation und von den Partnern ab. In dem Freundeskreis ist die Distanz sehr kurz - es herrschen enge und warme Beziehungen zwischen den Menschen. Am Arbeitsplatz und in der Schule ist es aber nicht so - dort behandeln die Arbeiter bzw die Schüler ihre "Chefs" mit Respekt, d.h. die Distanz ist größer.
Denkmustern - Heute sind die Bulgaren mehr pragmatisch orientiert; das nährt sie zu dem "saxonischen" intellektuellen Stil (nach Beyme). Sie wollen aus jeder Sache Vorteile ziehen. Sie denken nicht nur in Dichotomien - mehr überlegen sie zuerst gründlich alles und dann äußern sie ihre Meinung .


**zurück nach oben**

Wladimir

Ich kenne einige Ausländer und habe mich mit vielen unterhalten, trotzdem aber habe ich fast keine Unterschiede zu den Vorstellungen von Raum, Zeit oder zu den Denkmustern festgestellt. Ich denke unsere Denkmuster sind ziemlich ähnlich. Ich weiß nicht ,vielleicht sind die Vorstellungen verschieden, trotzdem habe ich das nicht festgestellt. Also das war alles von mir.


**zurück nach oben**

Megi und Krassi

Während unserem Studiengang haben wir viele deutsche Lehrer kennengelernt und so manche Schlussfolgerungen gezogen. Zwischen der deutschen und bulgarischen Gesellschaft gibt es grundsätzliche Unterschiede. Die bestehen vor allem in den Vorstellungen von Zeit, Raum und im Denkmuster.
Ein Beispiel dafür ist, dass die deutsche Gesellschaft eine monochrone Gesellschaft ist und dagegen ist die bularische eine polychrone Gesellschaft. Die Deutschen ordnen ihre Aufgaben nacheinander und die Bulgaren können sich mit zwei oder sogar drei verschiedene Sachen beschäftigen.
Unterschiede zu den Vorstellungen von Raum gibt es auch. Die Deutschen z.B. brauchen eine größere Privatsphäre, ihr Distanzbedürfnis ist größer. Sie werden agressiv, wenn jemand die Grenze ihres Territoriums überschreitet. Die Bulgaren halten das für etwas ganz normales.
Die Denkmuster - die Deutschen denken in Dichotomien. Sie haben immer eine bestimmte Meinung - "ja" oder "nein" und ändern ihre Position nicht, sie wissen alles mit Sicherheit. Die Bulgaren haben die Neigung zum Zögern. Sie haben nicht immer eine harte Position. Das ist unser Gesichtspunkt zum Thema!:)


**zurück nach oben**

Gergana

Meine Aufenthalt bei einer deutschen Familie hat mir die Möglichkeit gegeben nicht nur die Familie, sondern die ganze deutsche Kultur kennenzulernen. Meiner Meinung nach haben die Deutschen eine monochrone Einstellung zur Zeit. Sie planen immer ihre Zeit und erledigen alle Sachen nacheinander. Im Bezug auf den Denkmustern fällt es mir schwer zu bestimmen, weil meiner Meinung nach jeder Mensch sein eigenes Denkmuster hat, das typisch nur für ihn ist.


**zurück nach oben**

Eli

DIE EINSTELLUNG ZUR ZEIT: Wir in Bulgarien machen verschiedene Sachen gleichzeitig. Ich z.B., und so machen auch viele Leute in unserem Land, in einer und derselben Zeit schreibe meine Hausaufgaben, sehe meine Lieblingsfilme im Fernsehen und spreche mit meiner Schwester. Sie erzählt mir z.B. wie hat sie den Tag verbracht u.s.w.
DIE RAUMSTELLUNG: Die Deutschen haben mehr Platz für alle verschiedenen Sachen. Bei uns in Bulgarien ist der Raum geringer. Mehrere Leute wohnen in kleinen Wohnungen und haben nicht genug Platz. Im Büro z.B. sprechen die Deutschen nur über die Arbeit, aber nicht über das private Leben. Bei uns in Bulgarien ist alles sehr verschieden. Bevor die Leute morgens mit der Arbeit beginnen, sprechen sie darüber, was sie gestern gemacht haben, was ihnen passiert.
Ich bin an der Meinung, dass die Deutschen und die Bulgaren verschiedene DENKMUSTER haben. Die Deutschen können sich schnell und ohne grosse Mühe entscheiden, was sie machen. Die mehreren Leute in Bulgarien aber treffen nicht so schnell eine Entscheidung. Die Bulgaren haben die Eigenschaft, heutige Arbeit für morgen zu lassen.


**zurück nach oben**

Georgi Taskov

Die Einstellung zur Zeit in Bulgarien ist polychron. Die Menschen (auch ich) machen gleichzeitig Vieles. Dafuer muss man aber sehr flexibel sein. Es ist auch sehr stressig.
Als ich in Griechenland auf Rhodos im Urlaub war ist mir aufgefallen, dass die Leute dort spät am Abend ausgehen (so ungefähr um 22.30 Uhr) und aber auch später nach Hause gehen. In Bulgarien gehen wir ungefähr um 20.00 - 21.00 Uhr aus und kommen um 04.00 - 05.00. (Das ganze gilt für das Weekend und die Feiertage /Bulgarien/, auf Rhodos, weil es ein Kurort ist, ist jeden Tag ein Feiertag).
Manche Leute in Bulgarien gehen nicht pünktlich zur Arbeit oder machen längere Mittagpausen als angegeben ist.
Die Raumvorstellung ist in die verschiedenen Ländern verschieden. Z.B. in Bulgarien sind 400 km viel, aber in Deutschland nicht so viel, weil das Land einfach größer ist.


**zurück nach oben**

Mein Kommentar:

Ihre Texte zu lesen, war sehr interessant für mich, da ich selbst noch nicht so viel Kontakt mit der bulgarischen Kultur hatte.
Mögliche Unterschiede haben meiner Ansicht nach besonders Megi und Krassi beschrieben. Wobei auch hier wieder - ACHTUNG AUFPASSEN - die Gefahr der Stereotypsierung besteht: "Die Deutschen denken in Dichotomien ... Die Bulgaren haben die Neigung zum Zögern". Das trifft sicher auf viele, aber nicht auf alle Landsleute der beiden Länder zu ...
Welche Missverständnisse aus dem unterschiedlichen Raum- und Distanzbedürfnis entstehen können, lässt sich sehr schön in Anetas Antwort zu Aufgabe 10 (Situation 2) nachlesen!


**zurück nach oben**

Zurück zu Antworten aus Plovdiv
Zurück zur Hauptseite DaF an der TU Dresden!
Zuletzt bearbeitet: 22.05.2002 Dr. Ulrich Zeuner