Aufgabe 1: Versuchen Sie, drei für Sie wichtige Kulturstandards zu nennen und zu beschreiben.

Über bulgarische Kulturstandards


Eli - Petja - Georgi & Georgi - Aneta und Tsvetanka - Daniela und Deniza - Miglena und Krassimira - Gergana und Vladimir - Elena und Katherina - Mein Kommentar

Eli:

  1. Die Bulgaren haben die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu beseitigen und alle Situationen zu meistern.
  2. Gastfreundschaft der Bulgaren.
  3. Enge Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern.

**zurück nach oben**

Petja:

  1. Wunsch, selbst die eigene Zukunft und Gegenwart zu bestimmen, Suche nach eigenen Rechten, Widerstand gegen politische und andere Willkür.
  2. Hartnäckigkeit
  3. Skeptizismus - manchmal uebertrieben, überfluessig, aber in vielen Faellen sehr nützlich, denn der Skeptizismus ist ein Zeichen des Denkens und Willens.

**zurück nach oben**

Georgi & Georgi

  1. Verhältnisse zu den Ausländern: Die Bulgaren verhalten sich freundlicher zu den Ausländern. Sie, die Ausländern sind immer exotischer als die anderen Landsleute. Es hängt natürlich von der Situation ab. Die Bulgaren sind immer hilfsbereit.
  2. Fähigkeit zu Gruppenarbeit: Wir sind immer bereit in Gruppen zusammen zu arbeiten. Es ist sehr interessant andere Meinungen zu hören und Ideen auszutauschen. Die Teamarbeit bringt die Menschen zusammen, so können sie sich besser kennenlernen.
  3. An letzter Stelle - Kleidung: etwas Materielles, aber ganz Wichtiges. Der Körper ist eine Erweiterung der Seele, die Kleidung ist eine Erweiterung des Körpers. Es gibt ein Sprichwort das lautet "Kleider machen Leute". Sie unterscheiden uns von den Tieren.

**zurück nach oben**

Aneta und Tsvetanka

  1. Beziehungen in der Familie: Die osmanische Unterjochung hat in Bulgarien ihre Spuren überrall hinterlassen. Am meisten ist das in der Familie zu beobachten.Die Beziehungen in der Familie sind nach asiatischem Muster - nämlich das Verhältnis Mann und Frau. Familien, in denen die Eheleute gleichgestellt sind, sieht man selten. Der bulgarische Ehemann ist "der Führer" in der Familie. Die Frau darf fast nie allein Entscheidungen treffen. Oft ist der Ehemann eifersüchtig, selbstbewusst und hartnäckig. - Die Kinder spielen in jeder bulgarischen Familie die größte Rolle. Die Eltern sorgen für die Kinder ihr ganzes Leben lang. Auch wenn die Kinder schon selbst Erwachsene sind, verlassen sie sich voll und ganz auf die Hilfe (moralische und materielle) der Eltern. - Jede bulgarische Familie hat gute Beziehungen mit den Verwandten. Unsere Lieblingstreffen sind die mit Tanten und Onkel.
  2. Kontakte knüpfen: Die Bulgaren sind weltoffen. Sie freuen sich immer, wenn sie neue Kontakte knüpfen. Das geht auch sehr schnell. Die Bulgaren sind kontaktfähig. Ihnen fällt es nicht schwer sich vorzustellen und über sich etwas zu erzählen. Informationen über die anderen bekommen die Bulgaren auch gern.
  3. Wochenende: Die Bulgaren verbringen ihr Wochenende verschiedenartig: - einige fahren aufs Lande - andere bleiben zu Hause und sehen fern - immer seltener verbringen die Bulgaren ihr Wochenende im Gebirge - noch seltener treiben die Bulgaren Sport - sie gehen lieber in Kneipen oder Discos; dort treffen sie viele Freunde und trinken, tanzen und singen zusammen. Die Herzen sind frei. So überlebt man leichter den großen Stress.

**zurück nach oben**

Daniela und Deniza

  1. Die Erholung: Spezifisch für die Bulgaren ist das Gespräch über Arbeit, wenn sie sich erholen und die Gedanken an Erholung, wenn sie arbeiten. So ist man nie ganz produktiv - weder in der Arbeit, noch bei der Erholung.
  2. Ungesunde Ernährung: Man isst immer mehr Brot und treibt keinen Sport. Nach den letzten Forschungen sind die meisten Bulgaren (ca.65%) mit großem Gewicht.
  3. Das polychronische Denken und Handeln: Die Bulgaren machen so viele Sachen in ein und derselben Zeit. Das ist typisch für sie.

**zurück nach oben**

Miglena und Krassimira

  1. Bulgarien ist ein kleines Land, aber es hat sehr starke Traditionen, die mit seiner Geschichte verbunden sind. Die Bulgaren sind immer bereit Gäste zu empfangen. Eine Einladung ist nicht unbedingt nötig, man muss nicht vorher telefonieren. In fast alle anderen Ländern ist das obligatorisch und zeigt eine schlechte Erziehung, wenn man ohne Anruf zu Gast geht.
  2. Noch eine typische Eigenschaft der Bulgaren ist, dass sie immer hilfsbereit sind. Und hier ein Beispiel sind die Nachbarbeziehungen. Wenn man Hilfe braucht, stehen die Nachbarn immer zur Verfuegung. Oft sind sie auch die beste Freunde. Wenn der Bulgare jemandem hilft, macht er das ohne etwas für sich selbst zu erwarten.
  3. Die Familie spielt eine grosse Rolle in der bulgarischen Gesellschaft. Noch in den alten Zeiten war diese gesellschaftliche Einheit die bedeutendste im Leben des Menschen. Die Hauptfigur war der Vater und seine Meinung war ein Gesetz für alle in der Familie. Manche von diesen Besonderheiten gelten heute noch. Die Familie ist die wichtigste Stütze, wenn es Probleme gibt. Beim Glück und Unglück ist die Familie immer zusammen. Hier findet man Verständnis, Unterstützung und Liebe,und wenn es nötig ist - Kritik und Strafe.

**zurück nach oben**

Gergana und Vladimir:

Ein wichtiger Kulturstandard für uns ist das Verhältnis Arbeit - Zeit.Typisch für uns ist, dass wir jede Arbeit fast immer im letzten Moment erledigen. Die Bulgaren verschwenden ihre Zeit und beschäftigen sich meistens mit etwas ganz anderem, was in den meisten Fällen gar nichts mit der Arbeit zu tun hat. Für die Bulgaren ist der folgende Spruch gültig: "Lass nicht die Arbeit für morgen, wenn man sie auch übermorgen schaffen kann." ---> Mein Kommentar


**zurück nach oben**

Elena und Katherina:

Improvisatorischer Zeitplan – Urlaub in Bulgarien
Das ist ein grosses Thema, aber wir wollen uns im Bereich der Urlaubsplanung konzentrieren. Genauer gesagt, ob man überhaupt über Urlaubsplanung in Bulgarien sprechen kann.
Üblicherweise sind die Urlaubsmöglichkeiten im In- und Ausland. Aber in Bulgarien kann sich der durchschnittliche Bürger eine Auslandsreise nur selten leisten. Deshalb bleibt als Alternative die Schönheit des bulgarischen Schwarzen Meeres und der Gebirge zu genießen.
Dann kommt aber das nächste Problem. Kriegt man überhaupt Urlaub? Oder der Chef gibt wieder und wieder neue Aufgaben. Oder bekommt man endlich den lang gewünschten Urlaub, wenn ein anderes Problem entsteht.
Bei den Studenten ist die Situation nicht anders. Sie haben im Sommer Ferien – das ist schon gut. Aber das heißt lange nicht, dass sie sorglos reisen können. Oft können sie das selbst nicht finanzieren. Man muss also arbeiten und die Ferien vergehen im Schuften.
So werden in Bulgarien die Reisen fast immer improvisatorisch und spontan unternommen. Dafür hat man immer Spaß und es ist lustig sogar bei schlechtem Wetter.


**zurück nach oben**

Mein Kommentar:

Zwei Dinge sind bei Ihren Antworten sehr schön zu erkennen:

  1. Das Aufschreiben von Kulturstandards kann sehr schnell zum Aufschreiben von Stereotypen werden, wenn man versucht, Kulturstandards für eine ganze Nation zu finden. Man erkennt das sprachlich sehr gut an der Verwendung des bestimmten Artikels: die Bulgaren; eine typische Eigenschaft der Bulgaren ...
    Vielleicht entgeht man diesem Problem, Stereotype aufzuschreiben, wenn man von sich selbst ausgeht. Wenn man sich fragt: "Welche Art des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns ist für mich persönlich normal, selbstverständlich, typisch?" Dann erkennt man sicher sehr schnell, dass Kulturstandards sich nicht nur auf "typische" Eigenschaften einer Nationalkultur beschränken lassen. Sie sind auch abhängig von der Zugehörigkeit zu kleineren Gruppen (Männer oder Frauzen/ Studenten/ Jugendliche/ Landbewohner oder Städter ...).
    Man erkennt eigene Kulturstandards übrigens immer dann, wenn man das Verhalten anderer Menschen als komisch oder seltsam oder nicht normal wahrnimmt. Dann hat man es nämlich nach den eigenen Maßstäben (Kulturstandards) beurteilt.
  2. Man erkennt an Ihren Texten aber auch, dass es offensichtlich in einigen Bereichen Unterschiede zwischen der deutschen und der bulgarischen Kultur gibt. Das betrifft meiner Meinung nach zum Beispiel:
    • Ausländer: Bulgarien: Fremdes ist interessant, viellleicht exotisch. In Deutschland ist Fremdes für viele Menschen zunächst etwas, das seltsam ist und bedrohlich sein kann. Das hängt sicher damit zusammen, dass die beiden Kulturen mit Unsicherheit im Leben anders umgehen.
    • Familie: Besonders in Städten scheint in Deutschland die Familie für viele eine andere Rolle zu spielen, als Sie sie für Bulgarien beschreiben. Die Kinder sind zeitig selbstständig (oder wollen es sein), "Familie" meint eher die Kleinfamilie ohne Onkel und Tanten, das Leben ist individualistischer.
    • Kontakte knüpfen: scheint in Bulgarien leichter zu sein als in Deutschland. Viele Deutsche trennen häufig Privates sehr stark von Öffentlichem und es dauert relativ lange, bis sie einem fremden Menschen so weit vertrauen, dass sie auch Privates von sich erzählen.
    • Gastfreundschaft: "Eine Einladung ist nicht unbedingt nötig, man muss nicht vorher telefonieren." Wir sind in Deutschland auch gastfreundlich, aber anders:-) Daniela und Deniza schreiben, dass für Bulgaren das polychrone Handeln typisch sei. Man kann also mehere Dinge gleichzeitig tun und auch Zeit spielt sicher eine andere Rolle als in Deutschland - die Dinge können vielleicht etwas länger dauern ... Dann ist es auch kein Problem, wenn man ohne Anmeldung zu Besuch kommt.
      Deutschland hingegen ist eine monochrone Gesellschaft: Dinge werden nacheinander erledigt und die Zeit wird normalerweise genau geplant. Darum kann ein unangemeldeter Besuch den ganzen Tagesplan durcheianderbringen. Für einen angemeldeten Gast nimmt man sich aber sehr viel Zeit und bewirtet ihn auch nach allen Regeln der Kunst.

Soweit einige Gedanken von mir zu Ihren Texten. Wenn Sie Fragen haben oder etwas dazu sagen möchten, schicken Sie mir einfach eine Mail.

Gergana und Vladimir sprechen einen Bereich an, in dem sich viele Kulturen unterscheiden: dem Verhältnis zur Zeit. Hier kann es zu großen Missverständnissen kommen. In Deutschland z.B. gilt eher: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Wenn Sie also mal in Deutschland zu einem Teilstudium sein sollten, müssten Sie sich an diesen anderen Umgang mit Zeit anpassen, wenn Sie Erfolg haben wollen.


**zurück nach oben**

Zurück zu Antworten aus Plovdiv
Zurück zur Hauptseite DaF an der TU Dresden!
Zuletzt bearbeitet: 06.03.2002 Dr. Ulrich Zeuner