Aufgabe 2: Versuchen Sie sich an Erfahrungen zu erinnern, die mit einem Kulturschock zu tun hatten.
Kulturschock
Viele schreiben, dass sie noch nie im Ausland waren und deshlab keinen Kulturschock erlebt haben. Das kann aber auch im eigenen Land passieren: Miglena und Krassimira: Kulturschock im eigenen Land MEGI : Ich komme aus Smoljan. Das ist eine viel kleinere Stadt
als Plovdiv. Dort sind die Leute sehr nett, alle kennen einander und es ist
sehr leicht Freunde zu finden. In der Kleinstadt gibt es nicht Verkehrschaos,
alles passiert viel langsamer und die Menschen haben genug Zeit für diese
kleine,aber bedeutende Geste der Freundlichkeit. Als ich aus diese idylische
Atmosphaere in die "kalte",fremde Grossstadt kam war das ein grosser Schock
für mich. Hier hatte ich keine Verwandte und Bekannte, ich wusste nicht
was in meiner Mittagspause zu machen, ich war immer allein. In den ersten drei
Monate hasste ich alle hochnäsigen Leute aus Plovdiv. KRASSI: Im Sommer 1999 legte ich viele Prüfungen ab, ich
wollte unbedingt Studentin werden - in Sofia oder in Plovdiv, aber trotz allen
Bemühungen von meiner Seite hatte ich kein Glück. Ich meinte dann,
dass ich so dumm bin und wie alle meine Mitschüler in die Großstadt
gehen und ich musste noch ein Jahr in der provinziellen Kleinstadt bleiben. Ich
erlebte den traurigsten Moment meines Lebens ... aber es gibt ein Gott am
Himmel:) Eines Tages bekam ich eine Postmeldung, in der geschrieben war, dass
ich in der PU (Plovdiver Univaersitet) Studentin werden kann. Ich war erstaunt,
ich konnte es gar nicht glauben!! Und so ging ich nach Plovdiv. Aber meine
Kollegen waren schon 2 Wochen in der Universität - alle waren schon
Bekannte. Und als ich zum ersten Mal in die Schule ging, war ich ganz
schockiert. Ich meinte, dass alle mich wie etwas Außerirdisches sehen.
Ich war ganz nervös und konnte fast nicht sprechen .. das alles war ganz
screcklich für mich. Hristina: Nur eine von uns hat Italien besucht, aber nur für einige Tage, d.h. dass sie nur die erste Phase - die Euphorie, erlebt hat. Einen großen Eindruck machte ihr das zu "freie" Benehmen der Italiener. Z.B. Sie küssen sich an die Wangen, auch wenn sie nur Bekannten sind; in Bulgarien ist das nur bei engen Freunden und Verwandten üblich. Aneta und Tsvetanka: Urlaub in Tschechien: ... Vor der Anreise habe ich mir keine Gedanken gemacht, wie z. B. was die Tschechen essen usw. Nach der Ankunft haben wir schon an dem ersten Tag etwas für mich Komisches zu essen bekommen. Das war gekochtes Fleisch mit sauer-süsser Soße. Im Teller gab es noch seltsame Marmelade. Solche Speisen waren tüpisch für Tschechien. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie ich so eine Speise essen werde. Außerdem gab es kein Brot, sondern etwas wie die deutschen Knödel, die ich noch nicht gesehen und gegessen hatte. Ich war geschockt und habe nichts gegessen. Zum Abendessen haben wir auch etwas Komisches bekommen. Ich war sehr hungrig und hatte keine Auswahl. Ausserdem war ich auch neugierig, wie das alles schmecken würde. Ich habe es mir auch gedacht, wenn es so weiter geht, will ich nicht verhungern. Deshalb habe ich das Essen probiert. Am Anfang hat mich das geekelt. Nach dem zweiten Mal war es nicht so schlimm. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Das Essen hat mir sogar gut geschmeckt. Am Anfang konnte ich es gar nicht begreifen, wie Fleisch und Zucker zusammenpassen. Bis zum Urlaubsende bin ich sehr gern essen gegangen. Ich wollte mir sogar einige Kochrezepte aufschreiben. Eli und Petya: Ich besuchte meine Cousine, die seit vier Jahren in Deutschland lebte. ... Im Laufe der Zeit habe ich verstanden, dass es einen großen Unterschied zwischen bulgarischen und deutschen Speisen gibt. Das war für mich einen riesigen Kulturschock. Ich konnte auf keinen Fall z.B. gleichzeitig etwas Süßes und etwas Bitteres essen. Diese Frau bereitete typische Vorspeisen z.B. Knödel. vor. Für 30 Tage konnte ich diese typische Speise nicht essen, und mit grosser Ungeduld wartete ich auf den Tag, an dem ich zurück nach Bulgarien fliegen sollte. Gergana und Vladimir: Ich war im Laufe von 1 Jahr bei einer deutschen Familie als
Au-Pair-Mädchen.Während der ganzen Fahrt nach Deutschland habe ich
mich sehr gefreut und habe mir die Gastfamilie genau wie meine eigene
vorgestellt. Georgi & Georgi Wir haben nicht viele Erfahrungen mit fremden Kulturen im
Ausland, darum werden wir Ihnen über einen Kulturschock erzählen, den
wir in unserer eigenen Kultur erlebt haben. Elena und Katherina: Inwieweit man einen Kulturschock erlebt, hängt in den
meisten Fällen von der konkreten Situation ab. Es ist schon von Bedeutung
wer und wofür ins Ausland fährt und wie lange er da bleibt. Die
Weltanschauungen, der Charakter und die Erziehung des einzelnen Menschen
können ein Indikator für seine eventuelle Reaktion sein. Mein Kommentar: Kulturschock ist offensichtlich etwas, das man auch im eigenen Land erleben kann - zum Beispiel beim Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, von der Schule zur Universität. Das kann mit dem Ortswechsel zu tun haben (wie es Miglena und Krassimira beschreiben), das kann auch mit ganz neuen anderen Anforderungen zu tun haben, die man nicht erwartet hat. Ein Kulturschock ist eigentlich die Reaktion auf nicht
erwartetes fremdes Verhalten, zum Beispiel Italien (Hristina): "Einen
großen Eindruck machte ihr das zu 'freie' Benehmen der Italiener. Z.B.
Sie küssen sich an die Wangen, auch wenn sie nur Bekannten sind ...". Das
ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass wir fremdes Verhalten immer nach
den eigenen Maßstäben beurteilen - wenn es anders ist, wird es oft
falsch verstanden und das führt zu Missverständnissen und häufig
auch zur Bestätigung von Stereotypen: das freie Benehmen der
Italiener! Ein Kulturschock entsteht offenbar häufig wegen
Kleinigkeiten im Alltag. Essen ist so ein Beispiel :-) Es kann aber auch sein,
dass man, wenn man den Kulturschock überwindet, das Fremde schätzen
lernt: "Ich wollte mir sogar einige Kochrezepte aufschreiben." Es kann auch
sein, dass man so frustriert ist, dass man aus der dritten Phase des
Kulturschocks (Eskalation) nicht mehr herausfindet: "... mit grosser Ungeduld
wartete ich auf den Tag, an dem ich zurück nach Bulgarien fliegen sollte."
Ein kurzer Kommentar noch zu Elena und Katherina: Sie beschreiben sehr schön, was man unternehmen kann, um einen Kulturschock zu verringern oder zu vermeiden. Den anderen verstehen wollen und die andere Kultur so akzeptieren wie sie ist. Das ist aber auch nicht immer einfach, denn manchmal kommen die Frustrationen ganz heimlich und unbewusst, weil man sich über ganz kleine Dinge im Alltag ärgert, die anders sind. Zurück zu Antworten aus Plovdiv |