Aufgabe 7: Wie würden Sie - auf einer Skala von 1 - 100 - die Ihnen wichtigen Werte (vgl. die vorhergehenden Aufgaben) den Dimensionen Machtdistanz (von gering bis groß), Kollektivismus gegenüber Individualismus, Femininität gegenüber Maskulinität, Unsicherheitsvermeidung und Orientierung auf lange bzw. kurze Zeiträume zuordnen? Begründen Sie die Zuordnung jeweils durch Beispiele!

Dimensionen von Nationalkulturen


Aneta und Tsvetanka - Daniela und Deniza - Elena und Katherina - Krassi und Megi - Wladimir und Gergana - Hristina - Petja - Georgi & Georgi - Kommentar von Frau Middeke - Mein Kommentar

Aneta und Tsvetanka

Machtdistanz: 75 Punkte
Werte: Eigenschaften, auf jeden Fall sich die Bahn zu den hohen Schichten der Gesellschaft zu brechen. Oft setzt man sich das Ziel in Bulgarien, eine gute Stelle in der Gesellschaft zu nehmen. Das steht in engem Zusammenhang mit den Vorteilen, die die Machthaber besitzen - gute Beziehungen überall; Geld; Popularität; Luxus. Es gibt große Unterschiede zwischen den Menschen in der hierarchischen Struktur: Gehaltsunterschiede, verschiedenes Benehmen, Weltanschauungsunterschiede usw.

Kollektivismus versus Individualismus: 25 Punkte
Werte: Warme Beziehungen zu den anderen - Familie, Freunde, Bekannte usw. Lange Zeit war der Bulgare so erzogen, dass sich alles in seinem Leben um die Gruppe (Kollektiv) dreht (zu Hause - die Familie, im Geschäft - die Kollegen). Es gab große Familien mit Verwandten. Mit der Zeit ändert sich alles. Man merkt die Tendenz zum Individualismus und zur Selbstständigkeit. Eine zunehmende Bedeutung hat das Ich. Immer öfter ziehen die Kinder aus der Familie aus und leben selbstständig.

Femininität versus Maskulinität: 25 Punkte
Werte: Die Frau - Mutter, Ehefrau, Hausfrau usw. Der Mann - Vater, Geldbringer. Früher hatten die Frau und der Mann ganz verschiedene Rollen in der Familie und in der Gesellschaft. Die wichtigsten Aufgaben der Frau waren das Kindererziehen und der Haushalt. Der Mann war der Geldbringer und die gesellschaftlich aktive Figur. Aber die Rolle der Frau hat sich mit der Zeit verändert. Die heutige Frau ist selbstbewußt, politisch und gesellschaftlich aktiv.

Unsicherheitvermeidung: 75 Punkte
Werte: große Unsicherheit, fast keine Unterstützung von dem Staat, Angst vor dem Unbekannten. Die politisch unstabile Lage des Landes hat ihre Spuren überall im Leben der Bulgaren hinterlassen. Der Bürger hat kein Vertrauen zu dem Staat. Die Menschen sind enttäuscht. Sie fühlen sich unsicher.

Orientierung auf lange bzw. kurze Zeiträume: 90 Punkte
Werte: Flexibilität, Anpassungsfähigkeit. Der Bulgare ist gewöhnt, sich an jede neue Situation schnell anzupassen.


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Daniela und Deniza

MACHTDISTANZ - 1(schwach) - 100(stark): 80 Punkte
In unserem Land fühlt man sich von den Menschen auf hohen Posten sehr abhängig. Die Distanz zwischen Menschen, die Macht und Geld haben und Menschen, die ihnen untergeordnet sind, ist sehr gross.

KOLLEKTIVISMUS (1) - INDIVIDUALISMUS (100): 70 Punkte
Das Gefühl von Individualismus ist sehr stark. "ICH" ist wichtiger als "WIR". Trotzdem sieht man in diesem "ICH" auch Gedanken an der Familie.

FEMINITÄT (1) - MASKULINITAET (100): 60 Punkte
Obwohl in letzter Zeit Frauen und Männer gleiche Rechte haben, fühlen sich noch Vorurteile beim Verhältnis zu den Frauen.

UNSICHERHEITSVERMEIDUNG -1 (stark) - 100 (schwach): 90 Punkte
Unser ganzes Leben ist ein Risiko.Deshalb sucht man unbewusst Sicherheit, egal ob in der Arbeit, in der Familie oder irgendwo anders.

ORIENTIERUNG AUF LANGE BZW. KURZE ZEITRAUME 1 (eher kurz) - 100 (eher lang):50 Punkte
Es ist individuell und spezifisch für jeden einzelnen Menschen. Man muss selbst entscheiden, wie man sein Leben ordnen muss.


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Elena und Katherina

MACHTDISTANZ:75 Punkte
Eigentlich ist die Machtdistanz hoch. Innerhalb der Hierarchie gibt's relative Unterschiede, z.B: das Monatsgehalt hängt von der Ausbildung, von der Qualifikation ab. Der Arbeitgeber hat natürlich auch das Wort: ist man privat tätig, oder man übt seinen Beruf in Staatsinstitutionen aus. Niedergestellte in der Hierarchie, z.B.Kinder, Schüler und Arbeiter haben Respekt zu ihren Autoritäten bzw.

KOLLEKTIVISMUS VERSUS INDIVIDUALISMUS: 90 Punkte
Werte: Identitaet ist im Individuum begründet. Selbsbewusstsein, Selbständigkeit und Selbstachtung sind Leitbegriffe für den heutigen Menschen. Das Denken im Wir-Begriff ist in der Vergangenheit geblieben. Der negativ akzeptierte Egoismus hat in jedem Menschen seinen "Platz" gefunden. Das ist ein sicherer Weg in der Hierarchie der Gesellschaft zu prosperieren und einen guten Ruf zu bekommen. Man muss individualistisch sein, aber zugleich in einem Kollektiv flexibel und produktiv sein.

FEMININITAET VERSUS MASKULINITAET: 80 Punkte
Heutzutage sind die gesellschaftliche Unterschiede zwischen Mann und Frau nicht so groß wie früher. Damals galt der Regel, die Frauen sorgten für Haushalt und Kindererziehung. Der Mann sollte das Geld nach Hause bringen. Heute verfügt das "schwache" Geschlecht über fast die gleichen Rechte wie die Männer. Die heutige starke Frau erledigt viele Sachen gleichzeitig - macht Karierre, kümmert sich um Kinder und Haushalt. Und obwohl sie so viel zu tun hat und immer mehr weniger Zeit für sich selbst hat, verliert sie ihre Feminität und Schönheit nie! (eine Feministin schreibt statt "man" , "frau" - z.B; Heutzutage glaubt man, dass...... Heutzutage glaubt frau, dass.........)

UNSICHERHEITSVERMEIDUNG: 75 Punkte
Die Lebensbedingungen, denen wir heutzutage ausgesetzt sind, kann man als riskant, unsicher und stressig bestimmen. Wir sind von der Weltpolitik und ethnischer Aggression ständig gefährdet. Trotzdem darf man nicht in Angst leben.

ORIENTIERUNG AUF LANGE BZW. KURZE ZEITRAEUME: 65 Punkte
Die Zeitplanung ist eine nicht leichte Sache. Der heutige Mensch ist von vielen Bedingungen abhängig. Das Geld spielt die grösste Rolle. Man steht unter sozialem Druck. Nur diese, die die Macht besitzen und eine hohe Stelle haben, können sich auf eine langfristige Zeitplanung orientieren.


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Krassi und Megi

Machtdistanzindex -20
Wir meinen, dass die Menschen besser leben, wenn die Ungleichheit unter ihnen so gering wie möglich ist. Es ist nicht richtig, wenn weniger mächtige Menschen von den mächtigen abhängig sind. In einer idealen Gesellschaft wären alle Mitglieder gleich, aber das ist eine utopische Gesellschaft.

Individualismus-Index -80
Ein Mensch muss ein Individum sein und immer seine eigene Meinung haben . In einer Gruppe verliert der Mensch seine Fähigkeit allein zu denken und allein die Probleme zu lösen. Jeder muss eine Privatsphäre haben.

Maskulinitätsindex -15
Die Maenner und die Frauen müssen nicht unterschiedliche Arbeiten und Fächer wählen. Es ist eine alte Auffassung, dass die Jungen bestimmt ehrgeizig und hart sind und die Mädchen immer sensibel und schwach sind. Uns gefällt mehr das Modell der femininen Gesellschaft.

Index der Unsicherheitsvermeidung -30
Es ist besser, wenn die Menschen die Unsicherheit als etwas Normales akzeptieren, so ist der Stress nicht so gross. Der Lehrer kann sagen "Ich weiß nicht" und das ist ganz normal, weil niemand alles wissen kann. Eine solche Gesellschaft hat nicht so strenge Regeln und Gesetze und die Menschen leben ruhiger und freier.

Langfristige Orientierung -70
Nach unser Meinung ist die Zukunft wichtiger als die Traditionen. Es ist nicht schlecht, wenn die Menschen Respekt vor der Tradition haben, aber die ist schon in der Vergangenheit und es ist besser nach vorne zu sehen.


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Wladimir und Gergana

In Bezug auf die Machtdistanz denken wir die Zahl soll um die 65 Punkte sein. Wir sind ungefähr in der Mitte. Trotzdem kann man die Machtdistanz fühlen. Wir sind im hohen Grad von den Mächtigeren abhängig. Wir Zeigen auch Respekt vor den Eltern und überhaupt allen, die älter sind als wir.

Im Bezug auf die Opposition Individualismus - Kollektivismus neigen wir mehr zu dem Individualismus. Bei uns hat jeder ein Recht auf Privatsphäre. Gesetze gelten für alle, obwohl es manchmal Ausnahmen gibt. Wir sind irgendwo zwischen den beiden. Bei uns ist der Wohlstand gar nicht groß genug, um den Individualismus zu unterstützen. 60 Punkte sind der passende Individualismuswert für unser Land.

Wir sind eine mehr maskuline Gesellschaft in Bezug auf den Maskulinitätsindex. Von Männern ist zu erwarten, dass sie härter sind, sie sollen nicht weinen oder starke Gefühle ausdrücken. Hier werden wir den Wert auf 70 Punkte setzen.

Unsicherheitsvermeidung: 80 Punkte
Das Leben der Bulgaren beruht auf großem Stress. Man kann nie sicher sein, wie lange man die Arbeitsstelle haben wird und ob man am Ende des Monats seine Rechnungen zahlen kann, weil irgendwelche hochausgebildeten Politiker sich dafür entschieden haben, die Preise zum tausendsten Mal in demselben Jahr zu erhöhen, weil sie fest daran "glauben", "das sei für das Wohl des Volkes". Daraus kommt auch vielleicht die kurzfristige Orientierung der Bulgaren. Man weiß, dass jeden Moment etwas Neues kommen würde, das das Leben verändern könnte. Außerdem planen die Bulgaren nie ihre Zeit. Hier hat man selten einen Terminkalender.


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Hristina

Machtdistanz 40
Die Gleichheit in Bulgarien ist ein Wert. In Bereich der menschlichen Beziehungen sind die freundliche Verhältnisse wichtig, z.B. die Kinder und ihre Eltern sind Freunde, die Arbeitgeber und die Arbeiter haben auch gute Beziehungen miteinander - sie trinken ihren Kaffee zusammen. Schüler behandeln Lehrer wie ihresgleichen.

Kollektivismus versus Individualismus 50
In Bulgarien ist die Familie eine besondere Institution; die meisten Kinder wohnen bei ihren Eltern, sogar wenn sie volljährig sind. Wenn sie Studenten sind, helfen ihre Eltern ihnen finanziell.

Feminität versus Maskulinität 60
Für die Männer ist wichtig das stärkere Geschlecht zu sein. Z.B. es ist ein Zeichen der Schwäche, wenn der Mann weint oder seine inneren Gefühle zeigt. Die meisten Männer sind der Meinung, dass sie der Kopf der Familie sind, sie müssen das Geld gewinnen und die Familie ernähren, d.h. gute materielle Versicherung für die Familie. Man arbeitet um zu leben und lebt nicht um zu arbeiten. Es gibt aber Dinge, die typisch für die weibliche Gesellschaft sind. Z.B. ein freundlicher Lehrer, die guten zwischenmenschlichen Beziehungen, die Gleichheit der Geschlechter werden geschätzt. Im Bereich der Politik und der Gedankenwelt: was anders ist, ist interessant und seltsam; es gibt Toleranz gegenüber der Innovation; einerseits kann der Lehrer sagen, dass er keine Antwort bestimmter Frage weiß, andererseits sind die richtigen Antworten wichtig für die Schüler.

Unsicherheitsvermeidung 30
Die meisten bulgarischen Bürger sind inkompetent gegenüber der Staatsgewalt und ihren Rechten. Fast niemand kennt die bulgarischen Grundgesetze. Die meisten von ihnen haben eine negative Meinung über die Regierung. Z. B. in Bulgarien gibt es ein TV- Show, ihr Name ist "Die Show von Slavi Trifonov". Der Moderator kritisiert die Politiker, ihre Fähigkeiten und Tätigkeiten. Alles das erklärt die hohen Prozente von Stress und einem Gefühl der Unsicherheit und Hilfslosigkeit, wie z.B. jeder Mensch darf eine eigene Meinung haben, niemand darf wegen seiner Überzeugungen verfolgt werden, sind nicht übertreten.

Orientierung auf lange bzw kurze Zeiträume 30
Heute ist die soziale Situation in Bulgarien nicht so sicher. Die Arbeit ist nicht stabil, man kann sie sehr leicht verlieren. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die kurzfristige Orientierung in Bulgarien.Man macht keine Pläne für die ferne Zukunft, man lebt Tag für Tag.


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Petja

Machtdistanz - 90
Immer gibt es leider Beispiele in der Politik ,wo die Macht unbegrenzte Möglichkeiten fuer Politiker und Verlust für das Volk ist. Sehr arme und sehr reiche Menschen dominieren (besonders die ersten), die Mittelschicht ist niedrig. Besonders in der Provinz ist die Macht ein Privilegium für immer dieselbe Menschen, die für ihre Bekannten, Verwandte oder gut bezahlende Menschen gute Dienste besorgen. Machtübende Eltern, Lehrer, Chefs,... gibt es immer und sehr oft ist die einzelne Person nicht geschützt, nicht erhört, kann nicht wählen. Werte: Sicherheit, Kritik, Demokratie, Glaube an die Realisierung wegen der persönliche Fähigkeiten und nicht wegen etwas Anderes.

Kollektivismus versus Individualismus - 60
Das "Wir"-oder "Ich"-Denken hängt von vielen Faktoren in Bulgarien ab - von der Schicht, von regionalen, von den Nachfolgen aus der nahen Vergangenheit (kommunistische Zeit),.... Die jungen Menschen, die reichen Menschen, die Hauptstadteinwohner, die zeitgenössischen Menschen sind mehr nach dem Individualismus gerichtet. Gemeinsame Interesse und Aufmerksamkeitsojekt aber ist das heutige Schicksal Bulgarien, das eng mit dem individuellen Leben verbunden ist. Dieses große Interesse ist in dem vorwiegend politischen und ökonomischen Charakter der Medien geäußert. Die jungen Menschen in Bulgarien streben nach Selbstständigkeit und Berufsrealisierung. Und ich meine, dass die Gruppenvernunft immer wieder in der Vergangenheit bleibt. Werte: Wunsch nach Selbstständigkeit der jungen Menschen und Sicherheit in Richtung Berufsperspektive

Feminität versus Maskulinität, aber auch philosophische Denksweise mehr nach dem Leben in Bulgarien der heutigen Zeit als nach dem einzelnen Individuum gerichtet. Es ist sehr relativ für mich, eine Gesellschaft für weiblich oder männlich und männliche oder weibliche Eigenschaften zu bestimmen. Mehr präzis finde ich die Charakteristik nach Rollen des Geschlechts. (In diesem Punkt ist für mich die Rolle der Frau immer noch kleiner im Vergleich zu dem Mann, obwohl sie gleiche Rechte haben. Das ist deutlich durch die Tatsache, dass Männer die höchsten Posten haben und dass viele Frauen als Hausfrauen bevorzugen oder gezwungen sind, zu sein).

Unsicherheitsvermeidung - 75
Nach den dargestellten Kriterien habe ich den Eindruck, dass die Bulgaren sich sehr sicher fülhen. Deshalb ist mein Prozent so hoch. Wenn der Akzent aber auf das Unsicherheitsgefühl für die Zukunft als Berufsrealisation und Rechtsgarantie ist, würde es niedriger sein. Werte: Sicherheit des soz.,polit.,oekon. Zustands Bulgariens, grosses Interesse an dem Aktuellen in pol. und soz. Leben, praktische Kompetenz, Realisationsmöglichkeiten

Orientierung auf lange bzw. kurze Zeitraume- 40
Hier finde ich nicht sich so auszeichnende Merkmale . Werte: Kritik, grosse Erwartungen für kurze Zeit, Forderung auf Wahrheit der Regierten, Streben nach Geldgewinn und Sparsamkeit der Regierenden.


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Georgi & Georgi

Machtdistanz: 60%
In einer Gesellschaft ist die Macht ungleich verteilt. Die Mächtigen haben immer Recht. In der Familie, Schule und am Arbeitsplatz ist die Machtdistanz hoch. Einige Beispiele dazu: Eltern erziehen ihre Kinder zu Gehorsam, Kinder behandeln ihre Eltern mit Respekt, Schüler behandeln iher Lehrer mit Respekt u.a. Politik und Gedankenwelt: Die Mächtigen geniessen Privilegien.
Kollektivismus versus Individualismus: 70%
Zur Zeit des Kommunismus machte man alles zusammen in und für das Kollektiv. Der Individualist war kein Vorbild. Es gab kein Ich, sondern Wir. Jetzt ist es ganz anders. In einer kapitalistisch orientierten Geselschaft denkt das Individum erst an sich und dann an den gemeinsamen Wohlstand. Management bedeutet Management von Individuen. Individuell aber ist nicht gleich egoistisch.
Feminität vs. Maskulinität: 70%
Die Grundsätze der Patriarchalgesellschaft sind heute noch zu spüren. Bester Schüler ist die Norm. Mädchen weinen, Jungen nicht. Geld und Dinge sind wichtig. Aber: Arbeiten um zu leben. Wir sollten nicht vergessen "We live in a men's world".
Unsicherheitsvermeidung: 50%
Wo es Regeln gibt, gibt es auch Verstöße gegen sie. Trotztdem leben wir in einem Staat mit Gesetzen.
Orientierung auf lange bzw. kurze Zeitraume: 20%
Die Gesellschaftsorientierung ist eher kurzfristig, aber nicht alle denken auf diese Weise und haben (machen) Plane für die Zukunft.


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Kommentar von Frau Middeke (Lehrerin der Plovdiver Studierenden)

Sie schreiben: "FEMINITÄT(1) - MASKULINITÄT(100)- 60 Punkte
Obwohl in letzter Zeit Frauen und Maenner gleiche Rechte haben, fühlen sich noch Vorurteile beim Verhältnis zu den Frauen."

In der Definition von Hofstede geht es nicht in erster Linie um Machismus und Feminismus, um Matriarchat oder Patriarchat, sondern um Verhaltensweisen, die eine bestimmte Lebensqualität ausmachen, für die die Begriffe feminin und maskulin fast metaphorisch stehen. Männlich: dominant, leistungs- und erfolgsorientiert, aggressiv (Leben um zu arbeiten) - weiblich: sensibel, hilfbereit, sozial (Arbeiten um zu leben).
Zwar werden in Bulgarien die Geschlechterrollen stark betont, das lässt auf einen hohen Maskulinitätsindex schließen, aber als Werte für die gesamte Gesellschaft gelten nach meinen Beobachtungen doch eher die weiblichen: Kümmern um Mitmenschen, intakte zwischenmenschliche Beziehungen, Bescheidenheit, Gefühlsbetontheit, Sympathie mit Schwachen, Konsensstreben, Kompromissbereitschaft usw.


Mein Kommentar:

Obwohl die Zahlen von allen etwas unterschiedlich angegeben wurden, zeigt sich in den Antworten doch eine deutliche Tendenz:

  • Relativ hohe Machtdistanz (große Unterschiede zwischen den Menschen in der hierarchischen Struktur, man fühlt sich von den Menschen auf hohen Posten sehr abhängig)
  • Veränderung von einer eher kollektivistischen Gesellschaft hin zu einer individualistischen (einerseits sind warme Beziehungen zu den anderen wichtig, Familie ist wichtig - andererseits Tendenz zum Individualismus und zur Selbständigkeit, das ICH wird immer wichtiger)
  • Femininität versus Maskulinität: Die beiden Begriffe von Hofstede wurden von meisten mit den Alltagsbegriffen "Feminismus" und "Machismus" verwechselt. Frau Midekke hat das schon erklärt. Ihrer Meinung nach tendieren die Werte für die gesamte Gesellschaft eher in Richtung Femininität: Kümmern um Mitmenschen, intakte zwischenmenschliche Beziehungen, Bescheidenheit, Gefühlsbetontheit, Sympathie mit Schwachen, Konsensstreben, Kompromissbereitschaft.
  • Unsicherheitsvermeidung: Hier tendieren die Antworten zu einer schwachen Unsicherheitsvermeidung: aufgrund der gesellschaftlichen Situation haben die Menschen anscheinend gelernt, mit Risiken umzugehen; Unsicherheit und wie man damit fertig wird ist Teil des täglichen Lebens.
  • Orientierung auf lange bzw. kurze Zeiträume: Hier tendieren die Antworten in Richtung einer eher kurzen Zeitplanung: "Man macht keine Pläne für die ferne Zukunft, man lebt Tag für Tag".

Im Vergleich zu Deutschland ergeben sich daraus ziemliche Unterschiede: In der Untersuchung von Hofstede wurde für die BRD eine eher geringe Machtdistanz (Wert: 35) festgestellt. Mit 67 ist Deutschland auch eine eher individualistische Gesellschaft, obwohl sich in den neuen Bundesländern sicher auch ein Transformationsprozess von kollektivistisch hin zu individualistisch beobachten lässt - ich glaube aber nicht so stark, wie Sie es für Bulgarien beschrieben haben. 66 Punkte weisen auch auf eine eher "maskuline" Gesellschaft in der BRD hin, in der vorherrschende Werte materieller Erfolg und Fortkommen sind und Geld und Dinge wichtig sind. Was die Unsicherheitsvermeidung angeht, so gehört die BRD eher zu den Kulturen, in denen sich Menschen durch unstrukturierte Situationen bedroht fühlen und versuchen, diese Unstrukturiertheit zu beseitigen. Man merkt das an den vielen Regeln und Vorschriften, die manchmal so zahlreich sind, dass sie jede Erneuerung bremsen können. Daraus ergibt sich dann auch eine Orientierung auf eher längere Zeiträume und der Wunsch, vieles möglichst langfristig vorherzuplanen.

Was meinen Sie: was für Missverständnisse zwischen Bulgaren und Deutschen könnten sich aus diesen Unterschieden ergeben?


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Zuletzt bearbeitet: 10.05.2002 Dr. Ulrich Zeuner