Elektronische Stellwerke - ein internationaler Überblick 
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4 Zusammenfassung

Das dichte mitteleuropäische Eisenbahnnetz mit seinem hohen Verkehrsaufkommen und komplexen Knotenbahnhöfen verlangt nach ESTW, die einerseits in der Lage sind, große Bahnhöfe zu steuern, und andererseits die hohen Anforderungen an die Funktionalität erfüllen. Kennzeichnend für diese ESTW ist eine hohe Zentralisation in der Informationsverarbeitung, die sehr hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit zur Folge hat. 

Um die hohen, an diese Stellwerke gestellten Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, werden zweikanalige Hardwarestrukturen eingesetzt. Umfangreiche und gesicherte Hilfsbedienungen sowie eine gesicherte Zustandsanzeige der Außenanlage für den Bediener gehören zum Standardumfang dieser ESTW. Bahnverwaltungen, die solche Anforderungen stellen, sind u. a. DB AG, SBB und ÖBB. Das El S, das El L und das ESTW ELEKTRA erfüllen diese Ansprüche. 

Für Fernbahn-ESTW beispielsweise der BR, SJ, DSB und RENFE sind die funktionellen Anforderungen nicht so weitreichend wie bei den oben genannten Anwendern. Bedienung und Anzeige unterliegen keiner Sicherheitsrelevanz; auch Hilfsbedienungen sind nicht üblich. Im Störungsfall wird dem Tfz-Führer eine höhere Verantwortung übertragen, als es auf mitteleuropäischen Fernbahnen üblich ist. Die damit einhergehende, erhebliche Kostenreduzierung wird mit Einschränkungen in der Betriebsführung erkauft. 

Die Informationsverarbeitung ist weniger stark konzentriert sondern über die Bahnanlage verteilt. Da somit die Auswirkungen eines Ausfalls lokal beschränkt bleiben, wird geringerer Wert auf Verfügbarkeitsredundanz in der Fläche gelegt. Obwohl an die Sicherheit in der Informationsverarbeitung, bei der sowohl zwei- als auch einkanalige Hardwarestrukturen zum Einsatz gelangen, hohe Anforderungen gestellt werden, bleiben diese auf die Stellwerksfunktionen beschränkt. SSI und EBILOCK sind typische Vertreter dieser Gattung. 

Im Gegensatz zum teilweise sehr dichten europäischen Eisenbahnnetz zeigen beispielsweise die amerikanischen Netze eine wesentlich geringere Vermaschung sowie eine schwächere Belastung und die Bahnhöfe eine weitaus geringere Komplexität. Hier wird vornehmlich einkanalige Hardware genutzt, wie sie WESTRACE und VPI bieten sowie das hier nicht vorgestellte Microlock, das dem VPI stark ähnelt und ebenfalls amerikanischen Ursprungs ist. In vielen Fällen sind diese Systeme aber auch in großen Bahnhöfen angewendet worden. 


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Autor: Uli M@schek, letzte Änderung am 28.10.1999