Bauhauspostkarte
Postkarte von Theo van Doesburg an Anthony Kok mit Ansicht des Weimarer Bauhaus

Bauhaus

Expansion der Zeitschrift De Stijl

Durch die menschlich nicht ganz einfache Person Theo van Doesburgs und seine radikale Haltung, Tätigkeiten außerhalb von De Stijl zu mißbilligen bzw. zu unterbinden, kam es zur Trennung vieler Künstler von Theo van Doesburg. Da Theo van Doesburg sich fast als einziger den Stijl-Prinzipien verpflichtet fühlte,führte er ab 1921 in der Zeitschrift überwiegend Selbstgespäche, teilweise wurden Artikel unter den Pseudonymen K. Bonset, C. E. M. und Aldo Camini publiziert.

 
  Direktorenzimmer
Herbert Bayer (Isometrie), Walter Gropius (Entwurf): Direktorenzimmer, 1923

Wegen seiner zunehmenden Isolation im niederländischen Raum versuchte Theo van Doesburg ab 1921 die De Stijl-Bewegung in andere europäische Länder auszudehnen. Das erste Ziel der Expansion war das Bauhaus. 1920 traf Theo van Doesburg in Berlin auf Walter Gropius, Adolf Meyer und Bruno Taut. 1921 und 1922 folgten Aufenthalte in Weimar. Adolf Meyer vermittelte Theo van Doesburg eine Wohnung unter der von Paul Klee.

Das Bauhaus war Doesburgs Meinung nach mystisch und romantisch, womit er auf die mittelalterliche Bauhüttenstruktur anspielte. Die verklärende Struktur sei aber viel zu irrational für eine moderne Kunstrichtung. Daher griff Theo van Doesburg massiv in den Alltag und das künstlerische Leben am Bauhaus ein. Ziel war eine Umorientierung des Ausbildungsprogramms.

Gropius verhinderte, daß Theo van Doesburg Meister am Bauhaus wurde, andere Lehrer schätzten jedoch seine Lehre. Er besaß nie einen offiziellen Rang, hatte aber starken Einfluß auf die Schüler. Er veranstaltete Kurse außerhalb des regulären Stundenplanes, die insbesondere gegen den "wirren" Grundkurs von Itten gerichtet waren. Schwerpunkt war die Vermittlung architektonischen Gestaltens, denn zu diesem Zeitpunkt gab es am Bauhaus keine Kurse in Architektur.

Theo van Doesburg hatte einen prägenden Einfluß auf das Bauhaus, das sich zum damaligen Zeitpunkt noch in der Selbstfindungsphase befand. Seinem Einwirken ist die Rückbesinnung auf einfache kubische Formen zuzuschreiben. Beispielhaft läßt sich das am Direktorenzimmer von Gropius nachvollziehen: Nicht nur die Reduktion auf quadratische Flächen und die sich zum Kubus addierende Einrichtung ist eine Hommage an De Stijl, Herbert Bayer verwendet bei der Darstellung die von Doesburg bevorzugte Isometrie und zur Beleuchtung des Raums dient eine Variation der Hängelampe von Rietveld aus dem Jahr 1922.[W,154ff]

 
Martin Sommer, 4. Nov. 2002 < Dada: Kurt Schwitters ^ > Le Corbusier