Außenansicht der Aubette

Planungsgeschichte

Die Aubette ist ein monumentales Gebäude am Place Kléber in Straßburg, das seit 1845 verschiedene Kultur- und Freizeiteinrichtungen beherbergt. Während im Rietveld-Schroeder-Haus eine architektonische und farbliche Umsetzung der Stijl-Prinzipien erfolgte, ist die Aubette die Innenraumgestaltung eines existierenden Gebäudes. Sie ist das wichtigste realisierte Projekt von Theo van Doesburg.

Die Aubette wurde im Auftrag der Regierung von François Blondel, einem Pariser Architekten, in den Jahren 1764-1767 geplant und errichtet. Blondel war Gründer der Pariser Ecole d'Architecture und prägte den revolutionären Klassizismus nach dem Prinzip "Simplizität und gute Verhältnisse". Wegen der Reduktion seiner Fassaden auf gerade Formen wurde Blondel auch "Gleichmacher" genannt. Die Gestaltung der Aubette spiegelt den architektonischen Zeitgeist im Frankreich vor der Revolution wieder.

Die Aubette diente als Zeughaus und beherbergte auch Unterkünfte für das Militärpersonal. Der Name kommt vom Wort "aube" – Morgendämmerung, weil man im Morgengrauen die Befehle ausgab. 1840 wurde das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, 1845 öffnete das erste Café im Gebäude. Im Jahr 1867 wurde einer der Räume zu einem Konzertsaal umgebaut, andere Räume wurden als Museum für Malerei genutzt. 1870 brannte das Museum aus, 1911 schrieb die Stadt einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Gebäudes und des Platzes aus, die aber nie realisiert wurde.

Im Jahr 1922 wurde der rechte Flügel des Gebäudes durch Paul Horn, André Horn und Ernest Heitz gemietet, zu diesem Zeitpunkt stand bereits die Fassade der Aubette unter Denkmalschutz. Paul Horn, der auch Architekt war, beauftragte verschiedene Architekten und Raumgestalter mit der Planung des Umbaus. Die Entwürfe genügten wohl nicht seinen Ansprüchen, auf jeden Fall wurden sie nicht verwirklicht. Dazu schrieb Theo van Doesburg, daß die Aubette in der Planung alle Stile vom Empire bis zum Biedermeier durchlebte.[Theo van Doesburg in De Stijl, Nr. 87-89, Notices sur l'Aubette a Strasbourg, Seite 2ff]


"L'aubette parcourut «sur le papier», toutes les variations de style, de l'empire jusqu'au «Biedermeyer»."
Theo van Doesburg in De Stijl, Nr. 87-89, Notices sur l'Aubette a Strasbourg, Seite 4

Schließlich beauftragten die Besitzer Hans- und Sophie Taeuber-Arp mit dem Umbau des rechten Flügels. Kurze Zeit später zog Sophie Taeuber-Arp Theo van Doesburg hinzu, der bald darauf die Leitung des Projekts übernahm.

Theo van Doesburg sah das Projekt als Demonstrationsobjekt für die Möglichkeiten des Elementarismus. Seine wichtigste Forderung war, daß der Ausgangspunkt der Architektur der Mensch und das Leben sein soll. Um das Ziel, daß sich das Großstadtleben im Gebäude fortsetzen soll, zu erreichen bot sich ein Durchbruch vom Place Kléber zur dahinterliegenden Straße, einer innerstädtischen Hauptverbindung an, von dem aus die verschiedenen Räume passagenartig erschlossen werden sollten. Die Aufteilung der Räume sowie die Anlage der Passage gehen auf Pläne Paul Horns von 1924 zurück. [Aubette, Seite 18]

Theo van Doesburg entwickelte den Rahmenplan für die Innenraumgestaltung, die einzelnen Räume wurden von Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und ihm selbst ausgestaltet. Die Aubette bietet nach dem Vorbild amerikanischer Vergnügungszentren auf vier Ebenen in Räumen mit unterschiedlicher Atmosphäre verschiedene Freizeiteinrichtungen: Cafe, Bar, Tanzkeller, Bierstube, Restaurant, einen Tee-Salon sowie Säle für Tanz und Kino. Theo van Doesburg gestaltete das Cafe und die Brasserie im Erdgeschoß sowie die großen Säle im ersten Obergeschoß. Sophie Teuber-Arp entwarf die Ausstattung für den Teesalon, die Patisserie und die Bar neben dem Caveau-Dancing. Hans Arp gestaltete den Fußboden in der Passage, die Foyer-Bar, das Caveau-Dancing und übernahm die Farbgestaltung des Treppenhauses.



 
Martin Sommer, 5. Nov. 2002 < Übersicht ^ > Gestaltung durch Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp